Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 3-2007, Rubrik Mitteilungen Alternative Stadtrundfarten

Alternative Stadtrundfahrten – Mitteilungen

Täter und Täterprofilforschung – Fortbildung vom 5. bis 7. Oktober 2007

»Hans Filbinger war kein Nationalsozialist ... Er hatte nicht die Entscheidungsmacht und die Entscheidungsfreiheit, die seine Kritiker ihm unterstellen ... Hans Filbinger ist schicksalhaft in eine Situation hineingeraten, die den Menschen heute zum Glück erspart bleibt«.

Diese erschreckend verklärten Zitate stammen vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger anlässlich der Trauerfeier für den früheren Richter und Ministerpräsidenten Filbinger im April 2007. Sie haben den Stadtjugendring Stuttgart, der in diesem Jahr die gemeinsame Fortbildung der Arbeitskreise »Alternative Stadtrundfahrten« in Berlin, Hamburg und Stuttgart organisiert, dazu veranlasst, den Blick auf die Täter des Nationalsozialismus zu richten: Täter und Täterprofilforschung sind dieses Jahr Thema des Fortbildungswochenendes vom 5. bis 7. Oktober 2007 in Stuttgart.

Oft liegt der Fokus unserer Stadtrundfahrten und Rundgänge auf den Opfern, ihrem Lebens- und Leidensweg. Die Beweggründe und Motivationen der Täter bleiben im Dunkeln. Dabei fragen sich natürlich auch viele unserer jugendlichen Teilnehmer: Was bewegt Menschen zum widerspruchslosen Mitmachen bis hin zur Anwendung psychischer und physischer Gewalt? Welche Prozesse liefern Grundbedingungen für solch ein Handeln? Und wie wurde und wird mit Tätern und deren Geschichte umgegangen?

Um diesen Fragen nachzugehen, steht ein Besuch der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung zur Aufklärung von NS-Verbrechen auf dem Programm der Fortbildung. Neben persönlichen Täterprofilen sollen auch große Konzerne wie Daimler-Benz, Porsche und Bosch betrachtet werden, die sich zu willigen Tätern und Mittätern des Regimes gemacht haben.


Alternative Stadtrundfahrt zum Thema Kirchen und Glaubensgemeinschaften im Nationalsozialismus – in Kooperation mit EJH und BDKJ

»Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt.« (Römer 13,1)

Über 60 Jahren nach Kriegsende ist ein sehr umfassendes Bild der Kirchen und Glaubensgemeinschaften im Dritten Reich entstanden. Deshalb wollen wir auf unserer Fahrt ein möglichst breites Spektrum kirchlichen und religiösen Lebens in der Stadt überblicken: angefangen bei den nationalsozialistischen Deutschen Christen um den Hamburger Bischof Tügel bis zu den Pastoren, die sich im Altonaer Bekenntnis gegen jede politische Einflussnahme auf die Kirche zur Wehr setzten, von den Zeugen Jehovas, die aufgrund ihrer strikten religiösen Handlungsweisen besonders oft Opfer von Verfolgung wurden, bis zu einzelnen Mormonen, welche die Motivation für ihren Widerstand aus dem Glauben schöpften, reicht die Bandbreite. Schließlich werden wir in diesem Zusammenhang auch auf die Situation der Juden eingehen. Das Foto zeigt die Christuskirche in Wandsbek. Neben einem Spruch aus dem Johannes-Evangelium prangte dort während der NS-Herrschaft ein Hakenkreuz.


Termin: Sonntag | 28.10.2007 um 14.00 Uhr
Treffpunkt: ZOB | Adenauerallee 78 |
20097 Hamburg
Dauer: etwa drei Stunden
Teilnahmegebühr: 7 Euro (ermäßigt 5 Euro)
Anmeldung: LJR | T. (040) 31 79 61 16