Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 3-2009, Rubrik Nachrichten

respekt* 7 – weiter aktiv gegen alltägliche Gleichgültigkeit

Am 14. und 15. November findet »respekt* - gegen alltägliche Gleichgültigkeit« wie auch in den vergangenen Jahren im Stadtteilzentrum KÖLIBRI, Hein-Köllisch-Platz 12, St. Pauli, statt. Angesichts von NPD-Infotischen, Nazi-Wahlerfolgen und zunehmenden ausgrenzenden Einstellungen auch unter Jugendlichen, positionieren sich die AGfJ und der PBN als Veranstalter/innen in Kooperation mit den Falken erneut deutlich gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung.
respekt* geht nun schon in die 7. Runde und hat in diesem Jahr wieder ein sehr spannendes Programm zu bieten:

Samstag, 14.11.09
14:30 – 18:00 Workshops
Workshop 1: Gestern Nairobi – Heute Hamburg – und jetzt?
Über die Situation von Flüchtlingen in Hamburg.
Workshop 2: Lieder gegen Rechts – Über Lieder aus dem antifaschistischen Widerstand in den KZs oder bei den Partisanen bis zum ›Sommer nur für mich‹ von den Ärzten.
Workshop 3: Uralte Vorurteile... – Antiziganismus gestern und heute. Über die Verfolgung von Roma und Sinti im NS und die aktuellen gewalttätigen Übergriffe europaweit.
Workshop 4: Judenfeindschaft, Antizionismus und »Israelkritik«. Über die immer noch präsente Judenfeindschaft und wie antisemitische Vorstellungen auch die Wahrnehmung des Nahost-Konflikts prägen.
Workshop 5: Naziszene in Hamburg: Struktur und Gegenaktivitäten. Über die aktuellen Entwicklungen in der Hamburger Naziszene und wie man gegen Nazis aktiv werden kann.
Workshop 6: Wi(e)der Sprechen! –
Argumentationstraining gegen Rechts.

Über Argumentationsstrategien und Zivilcourage für den Alltag.

19:30 Zeitzeugengespräch mit Walter Winter und Lesung mit Karin Guth
»Z 3105 – Der Sinto Walter Winter überlebt den Holocaust«
Walter Winter ist ein 1919 geborener Sinto, der zu Kriegsbeginn in die Wehrmacht eingezogen aber 1943 aus »rassepolitischen Gründen« entlassen und nach Auschwitz deportiert wurde. Vor der Ermordung aller dort Inhaftierten, d.h., vor der »Auflösung« des sogenannten »Zigeunerlagers« im August 1944 deportierte man ihn zusammen mit anderen »arbeitsfähigen« Häftlingen in das KZ Ravensbrück und von dort später in das KZ Sachsenhausen. Aufgrund seiner früheren Wehrmachtsangehörigkeit wurde er unmittelbar vor Kriegsende, im April 1945, in SS-Uniform zum Kampf gegen die Rote Armee gezwungen.
Walter Winter überlebte den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma und baute sich nach 1945 eine erfolgreiche Existenz als Schausteller (u.a. auf dem Hamburger Dom) auf. Der Neunzigjährige lebt mit seiner Frau im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Karin Guth lebt in Hamburg und befasst sich seit Jahren mit der Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus. Sie ist Autorin des Buches »Z 3105 – Der Sinto Walter Winter überlebt den Holocaust«. Sie wird bei respekt*7 auszugsweise aus ihrem Buch lesen.
Im Anschluss findet ein Gespräch mit dem in St. Pauli lebenden Walter Winter und der Buchautorin statt.

Sonntag, 15.11.09
Politischer Frühstücksbrunch mit Vortrag und Musik: Vortrag »Rechte Jugendbünde«

Der Sozialpädagoge und Pfadfinder (BdP) Jesko Wrede und der Journalist Maik Baumgärtner werden völkische, nationalistische und neurechte Jugendbünde vorstellen. Anhand ihrer Geschichte, Entwicklung und dem heutigen Stand dieser Gruppierungen, sowie einem Blick auf ihre Überschneidungen und ihr Umfeld soll eine Übersicht auf heutige Jugend- und Lebensbünde ermöglicht werden, die sich der Geschichte der bündischen Jugend und der Deutschen Jugendbewegung zugehörig fühlen, in ihrem Kern jedoch häufig Nationalismus und Revisionismus befördern. Ein Schwerpunkt wird dabei auch auf den Aktiven Gruppen in Norddeutschland liegen.
Die Referenten haben beide den viel diskutierten Blog www.rechte-jugendbuende.de ins Leben gerufen und sind zudem Autoren des Buches »Wer trägt die schwarze Fahne dort... – Völkische und neurechte Gruppen im Fahrwasser der Bündischen Jugend heute«. Ihr Ziel ist die Aufklärung über Gruppen und Lebensbundgemeinschaften, die sich wie Pfadfinder kleiden, wie die Bündischen singen und wie die Wandervögel auf Fahrt gehen – jedoch auf extrem rechter Seite zu verorten sind. Wie können sich Pfadis und Bündische effektiv von diesen völkischen und rechten Gruppen abgrenzen? Diese und weitere Fragen können mit den Referenten nach dem Vortrag bei respekt*7 diskutiert werden. | www.agfj.de
Jan Jetter, Bildungsreferent der AGfJ