Die Frage eröffnet viele Smalltalks. Und wird selten eingehender beantwortet. Gut – und Dir? Etwas gerade Belastendes zu antworten, wäre meist unangemessen.
Dabei gäbe es viel zu berichten. Keine Sorgen wegen des Krieges in der Ukraine? Weltklima im Lot? Demokratie blüht auf? Zukunftsaussichten rosig? Und privat: Alles easy mit Schule – Job – Studium? Pandemie gut weggesteckt? Was junge Menschen vielmehr zu schlucken haben, ist – im wahren Sinne des Wortes – eine Zumutung, eine gesellschaftliche wie sodann eine psychische.
20 Prozent der Kinder und Jugendlichen erkranken bundesweit – so die Bundespsychotherapeutenkammer – innerhalb eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Am häufigsten sind: Angststörungen, depressive, hyperkinetische sowie dissoziale Störungen. Und für Hamburg konstatiert die COSPY-Studie aus 2022: Jedes fünfte Kind respektive jeder fünfte Jugendliche hat Anzeichen für eine depressive Symptomatik.
(Un)Wohlbefinden. Und wie sollte es uns gehen? Die Weltgesundheitsorganisation WHO beschreibt psychische Gesundheit als einen »Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft beitragen kann.« Klingt so simpel, wie Definitionen im luftleeren Raum zumeist ausfallen. Und zu psychische Störungen schreibt die WHO weiter: Sie »stellen Störungen der psychischen Gesundheit dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind.« Durch nichts weiter? Belastende Gedanken in Kombination mit …? Keine Spur von gesellschaftlichen Zumutungen, die junge Menschen (und nicht nur diese) zu bewältigen haben.
Um gesellschaftliche Aspekte dieser Leerstelle geht es im Titelthema dieses Heftes. Im Interview mit den Psychotherapeuten Anette Baumeister-Duru und Christian Foth stehen jugendliche Identitätsbildung und soziale Medien im Mittelpunkt. – Wenn junge Menschen psychisch erkrankt sind, sind die Wege zur psychotherapeutischen Hilfe lang und voller Hindernisse. Dies nehmen Anne Kost et al. im nachfolgenden Beitrag zum Anlass, Perspektiven zum Ausbau einer weitergehenden Kooperation zwischen den Systemen der Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamburg auszuloten. – Im dritten Beitrag berichtet Gerd Brenner von Klagen gegen Social-Media-Plattformen in den USA, denen vorgeworfen wird, Suchtverhalten junger Menschen aus Geschäftsinteressen bewusst in Kauf zu nehmen.