Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 3-2022, Rubrik Titelthema

Ob Fashion-, Shampoo- oder Autoproduzent ...

... in politischen Debatten oder bei Bildungsfragen: Nachhaltigkeit ist zum übergreifenden Trendwort geworden. Dabei sind die Grenzen zwischen Nachhaltigkeit und Greenwashing fließend geworden.

Beispiel gefällig? So schreibt ein großer deutscher Autohersteller: »Wir haben den Anspruch, der erfolgreichste und nachhaltigste Premiumhersteller für individuelle Mobilität zu sein. Es ist unsere klare Absicht, immer mehr und immer umfassendere Lösungen für mehr Nachhaltigkeit zu etablieren. Dafür haben wir uns ehrgeizige Ziele gesetzt, die unser tägliches Tun entscheidend beeinflussen. … Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Trend. Wir übernehmen hier und heute Verantwortung und heben Nachhaltigkeit auf eine völlig neue Ebene.«

Ein Autohersteller also, der behauptet, »Nachhaltigkeit auf eine völlig neue Ebene« zu heben. Eine Ebene, welche Fahrradfahrer noch gar nicht kennen? Weshalb sie weiter in die Pedale treten und den SUV des Autoherstellers verkennen?

Den zitierten PR-Text könnte man achselzuckend als ungewollte Realsatire abtun. Dabei ist er exemplarisch für die Realitätsverleugnung in weiten Bereichen der Nachhaltigkeitsdebatten. So real die Nicht-Nachhaltigkeit der aktuellen Wirtschaftsweise ist, so inhaltsleer werden zuweilen Nachhaltigkeitsstrategien in Absehung ökonomischer Zwänge formuliert. Inhaltsleer sind sie, da sie ohne Kritik am Bestehenden und ohne harte Bestandsaufnahme widersprüchlicher Entwicklungen in der Gesellschaft daherkommen.

Das Thema Nachhaltigkeit soll auch in der Bildung auf allen Ebenen verankert werden. Hamburg hat dafür einen Masterplan. Melissa Weyrich von der Koordinierungsstelle des Hamburger Masterplans »Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 2030« stellt diesen auf den nachfolgenden Seiten vor. Peter Euler hinterfragt sodann das BNE-Konzept im »Widerspruch von Systemmodernisierung und grundsätzlicher Systemtransformation«. (jg)