Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2014, Rubrik Titelthema

Erasmus+ JUGEND IN AKTION (2014 – 2020)

Das neue EU-Programm für mehr Europa in der Kinder- und Jugendhilfe

Von Frank Peil, JUGEND für Europa

Mehr als 120 Projekte haben Hamburger Träger und Vereine in den vergangenen sieben Jahren mit JUGEND IN AKTION realisiert. Das neue EU-Programm liefert die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Fortsetzung. Wenn auch nicht unbedingt im Handling der Antragsformulare.

I. Was ist neu?
Erasmus+ hat zum 1. Januar 2014 die bisherigen Programme für lebenslanges Lernen, das Jugendprogramm JUGEND IN AKTION sowie die internationalen EU-Hochschulprogramme mit Drittländern abgelöst. Nach einer langen Zitterpartie, ob überhaupt etwas vom Jugendprogramm übrigbleibt, nach der ersten Enttäuschung, dass die bestens belegten Erfolge von JUGEND IN AKTION so einfach beiseitegeschoben schienen, nach einem so nie dagewesenen konzertierten politischen Widerstand gegen die Kommissionspläne und der Rekordbeteiligung im Konsultationsverfahren war dies also der Kompromiss : Erasmus+ hat ein Jugendkapitel und mehr Geld gibt es auch.

Dabei hat die inzwischen mehr als ein Jahrzehnt andauernde europäische Zusammenarbeit auf jugendpolitischer Ebene durchaus Früchte getragen : Das Jugendkapitel in Erasmus+ bildet die Grundlage für einen Programmteil, in dem sehr jugendspezifische Akzente gesetzt werden und in dem Jugendarbeit und Jugendpolitik ihren Beitrag zum gelingenden Aufwachsen junger Menschen leisten können.

Und : Für den Jugendbereich bedeutet das neue Programm gut 70% mehr Fördermittel bis 2020. Rund 1,48 Milliarden Euro stellt die EU für die Jahre bis 2020 an Fördermitteln für Erasmus+ JUGEND IN AKTION zur Verfügung. Das bedeutet für Deutschland : ca. 16 Mio. Euro im laufenden Jahr und voraussichtlich ca. 32 Mio. Euro für das Jahr 2020. Das EU-Programm wird damit zum größten Förderinstrument für europäische und internationale Jugendarbeit in Deutschland überhaupt.

Und Hamburg?
Über 120 Organisationen und Einrichtungen mit Sitz in Hamburg haben in den vergangenen sieben Jahren europäische Projekte mit Hilfe von JUGEND IN AKTION auf den Weg gebracht – noch mehr waren nicht als Antragsteller sondern als Partner beteiligt. Die Hamburger Zahlen übertreffen manches Flächenbundesland. Die Vielfältigkeit, Nachhaltigkeit und der zielgruppengerechte Zuschnitt der Aktivitäten sind beispielhaft gewesen. Öfter als im Bundesdurchschnitt profitierten dabei auch benachteiligte Jugendliche. Wer alles mit welchen Projekten gefördert wurde, findet sich auf www.jiawirktin.de.

Was will Erasmus+ JUGEND IN AKTION erreichen?
Je nach Aktion und Projekt richtet sich das Programm an Jugendliche zwischen 13 und 30 Jahren. Damit nimmt Erasmus+ JUGEND IN AKTION die ganze Lebensphase Jugend in den Blick. Schüler, Auszubildende, Studierende, Berufstätige – hier können alle von den Fördermöglichkeiten profitieren.

Junge Menschen sollen über Erasmus+ JUGEND IN AKTION wichtige Schlüsselkompetenzen für ihre persönliche und berufliche Entwicklung erlangen. Dies gilt insbesondere für Jugendliche mit geringen Chancen. Junge Europäer/innen sollen Lust bekommen, die Zukunft der EU mit zu gestalten. Solidarität und Toleranz über Grenzen hinweg will das Programm wecken und jungen Menschen das Gefühl einer aktiven europäischen Bürgerschaft vermitteln. So lauten die grundsätzlichen Parameter, auf deren Grundlage Jugendorganisationen und Träger der freien Jugendhilfe, öffentliche Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, Fachkräfte der Jugendhilfe und engagierte Jugendliche das Programm für ihr europäisches und internationales Engagement nutzen können.

Die EU-Jugendstrategie wird systemisch
Eines der wesentlichen europäisch ausgerichteten Zielsetzungen für Erasmus+ ist die Unterstützung der Umsetzung der EU-Jugendstrategie. Gerade auch angesichts der Steigerung des Budgets kann Erasmus+ JUGEND IN AKTION als wirkungsvolles Instrument der jugendpolitischen Zusammenarbeit in Europa dienen und damit die Bedeutung von nicht formalem und informellem Lernen betonen, das europäische Bewusstsein junger Menschen befördern und die Teilhabe auch benachteiligter und individuell beeinträchtigter Jugendlicher nachhaltig unterstützen.

Die EU-Jugendstrategie benennt acht Handlungsfelder, auf die sich die jugendpolitische Zusammenarbeit in Europa bis 2018 vorrangig konzentrieren sollte. Diese sind :
• Allgemeine und berufliche Bildung;
• Beschäftigung und Unternehmergeist;
• Gesundheit und Wohlbefinden;
• Teilhabe (Beteiligung);
• Freiwilligentätigkeit;
• Soziale Eingliederung;
• Jugend in der Welt;
• Kreativität und Kultur.

Mehr Europa in die Kinder- und Jugendhilfe
Das neue Programm hat also auch viel vor, wenn es um eine positive und nachhaltige Wirkung auf die Politik in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport geht. Geförderte Maßnahmen, so der offizielle Programmbeschluss, sollen darauf abzielen, Veränderungen auf institutioneller Ebene zu fördern, und gegebenenfalls Innovationen auf der Ebene der Systeme bewirken.

Es scheint vor diesem Hintergrund nur konsequent und im Sinne der EU-Jugendstrategie, wenn das Ziel der Umsetzung von Erasmus+ JUGEND IN AKTION in Deutschland »Mehr Europa in die Kinder- und Jugendhilfe« lautet.

Das bedeutet vor allem :
• das Lernfeld Europa für junge Menschen erschließen;
• Europäisches Bewusstsein bei jungen Menschen fördern;
• die europäische Mobilität von Fachkräften und deren Qualifizierung für europabezogene Arbeit fördern;
• Europäische Zusammenarbeit und Vernetzung aufbauen und weiter entwickeln;
• Europäische Prozesse des Voneinander Lernens (Peer-Learning) initiieren und fördern;
• Erfahrungen und Erkenntnisse aus der europäischen und der deutschen Fachpraxis kennenlernen, diskutieren und aufgreifen.

Erasmus+ JUGEND IN AKTION kann ein geeignetes Instrument für alle Akteure in der Kinder- und Jugendhilfe sein, die daran mitwirken wollen, das gelingende Aufwachsen junger Menschen um eine europäische Dimension zu erweitern.

Eine wirkungsvolle Umsetzung des Programms in Deutschland erfordert die breite Beteiligung von öffentlichen wie freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe auf allen Ebenen. Das Programm richtet sich daher explizit an alle diese Träger. Wünschenswert sind dabei verstärkte Kooperationen, auch mit Akteuren aus der formalen und beruflichen Bildung.

Erasmus+ JUGEND IN AKTION ermuntert zu einer Entwicklung, die weg von Einzelprojekten hin zu »Europäisierungsstrategien« führt, d.h. zu Strategien, mit denen Träger und Organisationen ihre Arbeit, ihre partnerschaftliche Vernetzung nachhaltig im Sinne der oben genannten Zielsetzungen ausrichten und so ein »Mehr Europa« realisieren.

In diesem Kontext geht es um eine verstärkte Sektor übergreifende Zusammenarbeit. Diese sollte überall dort gesucht und aktiv gestaltet werden, wo sie im Sinne der Stärkung und Weiterentwicklung von aktiver Bürgerschaft, Partizipation, Jugendarbeit und Jugendpolitik sinnvoll ist.

II. Was man wissen sollte, wenn man 
Erasmus+ JUGEND IN AKTION nutzen will

Die Antragstellung
Alle an einem Projekt beteiligten Einrichtungen erwerben für die Antragstellung eine PIC-Nummer (Personal Identification Code). Zusätzlich werden im Teilnehmer-Portal alle notwendigen Nachweise der Organisation online hinterlegt. Die Zusendung einzelner Nachweise zur Einrichtung im Papierformat an die nationale Agentur ist dadurch nicht mehr notwendig; es sei denn, die Nationale Agentur fordert bestimmte Angaben direkt an.

Die Projekte werden bei der Nationalen Agentur im Herkunftsland des koordinierenden Projektpartners oder bei der Exekutivagentur in Brüssel im Namen aller Partnerorganisationen beantragt. Die Antragsformulare finden Sie auf der Homepage von JUGEND für Europa. Die Antragstellung (inklusive Akkreditierung) erfolgt nur noch in elektronischer Form.

Für den Europäischen Freiwilligendienst gilt : Alle beteiligten Einrichtungen müssen eine gültige Akkreditierung haben (EuroMed-Länder ab 2015); die Akkreditierung erfolgt z.T. über die SALT O-Zentren. Die jeweiligen Zuständigkeiten sind im Programmhandbuch benannt.

Die Förderung
Die Zuschüsse erfolgen zum Großteil in Form von Pauschalen, d.h. die Kosten müssen nicht bei jeder Projektabrechnung im Einzelnen gegenüber JUGEND für Europa belegt werden. Belegpflichtig sind die so genannten Außergewöhnlichen Kosten und Kosten für die Teilnahme von Menschen mit Behinderungen. Hier gilt : Bezuschussungsfähig ist grundsätzlich alles, was die Teilnahme von Menschen mit geringeren Chancen an Mobilitätsmaßnahmen möglich macht.

Neue Zielgruppen und Budget
Das Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION
bietet in den einzelnen Aktionsbereichen Möglichkeiten, das eigene Projektvorhaben individuell zu gestalten : Sowohl die Förderung einzelner Maßnahmen wie Jugendbegegnungen, Europäische-Freiwilligendienst-Projekte, Fachkräfteseminare, transnationale Jugendinitiativen als auch großangelegte, mehrjährige Strategische Partnerschaften sind förderfähig. Ebenfalls ist es möglich, einzelne Maßnahmen innerhalb der Leitaktion 1 miteinander zu kombinieren sowie Aktivitäten in Leitaktion 1 und 2 (s. Nachfolgend III.) parallel zu beantragen, die inhaltlich miteinander verbunden sind.

Dadurch wird die Möglichkeit für Projektträger gegeben, Aktivitäten strategisch zu planen und Projekte nach individuellem Bedarf durchzuführen. Durch die Finanzierung von Außergewöhnlichen Kosten und Kosten für die Teilnahme von Menschen mit Behinderungen ist es möglich, spezielle Zielgruppen in das Projekt einzubinden oder besondere, für das Projekt notwendige Aktivitäten durchzuführen.

Wirkungen und Sichtbarkeit der Projekte
Das Programm Erasmus+ JUGEND IN AKTION zielt darauf ab, eine Wirkung auf Ebene der individuellen Teilnehmer/innen, der beteiligten Organisationen sowie der Systeme zu entfalten. Projekte in allen Leitaktionen können mit diesem Ziel strategisch-inhaltlich geplant werden.

Der Sichtbarmachung, Verbreitung und Nutzung von Projektergebnissen wird ein hoher Stellenwert beigemessen. Die Projektträger sind aufgefordert, die im Rahmen eines geförderten Projekts entstandenen Produkte und Ergebnisse auch über die beteiligten Individuen und Organisationen hinaus frei zugänglich zu verbreiten. Die Wirkungen einer geförderten Maßnahme sowie die Maßnahmen zur Ergebnisverbreitung sind Qualitätskriterien bei der Bewertung eines eingereichten Projekts.

Der Youthpass
Youthpass ist das europäische Instrument zur Anerkennung nicht formalen und informellen Lernens im Programm JUGEND IN AKTION. Mithilfe des Youthpass können Lernergebnisse von Teilnehmer/innen in Projekten beschrieben werden. Darüber hinaus ist die Erarbeitung und Ausstellung eines Youthpass ein Prozess, der das gesamte Projekt unter dem Gesichtspunkt des Lernzuwachses betrachtet, das Lernbewusstsein aller Beteiligten fördert und dazu beiträgt, eine Lernkultur in Jugendprojekten zu entwickeln. Youthpass-Zertifikate für Teilnehmer/innen geförderter Projekte können von den Projektträgern über die Plattform www.youthpass.eu selbst erstellt werden.

III. Die Fördermöglichkeiten

Erasmus+ hat drei Leitaktionen, in denen sich die konkreten Fördermöglichkeiten verbergen. Für Erasmus+ JUGEND IN AKTION sind dies :

Leitaktion 1 : Lernmobilität von Einzelpersonen

• Jugendbegegnungen
Bei einer Jugendbegegnung treffen Gruppen von Jugendlichen aus verschiedenen Ländern zusammen, um gemeinsam an einem Programm teilzunehmen, das von ihnen und allen beteiligten Partnern gemeinschaftlich entwickelt wurde. Eine Jugendbegegnung verfolgt klare nicht formale Lernziele : Jugendliche erfahren gezielt mehr über die Lebensrealität junger Menschen in Europa, machen interkulturelle Lernerfahrungen, sie bauen Kompetenzen aus und werden so in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt. Sie beschäftigen sich mit selbst bestimmten Themen und werden dadurch für gesellschaftlich relevante Fragestellungen und europäische Werte wie Solidarität, Demokratie, Toleranz etc. sensibilisiert. Eine Jugendbegegnung trägt so zu einer gelebten Beteiligung und zur Entwicklung einer aktiven europäischen Bürgerschaft bei.

Kriterien
1. Dauer : 5 – 21 Tage (ohne Reisetage);
2. Gefördert werden bi-, tri- oder multilaterale Projekte und ggf. vorbereitende Planungsbesuche;
3. Mind. 16, max. 60 Jugendliche, mind. eine erwachsene Begleitperson pro Gruppe;
4. Jede Gruppe besteht aus mind. vier Jugendlichen im Alter von 13 – 30 Jahren;
5. Projekte in Programmländern oder benachbarten Partnerländern;
6. Jugendbegegnungen können auch von informellen Gruppen beantragt werden.

Was ist drin?
Eine Jugendbegegnung kann ein erster Schritt sein, um jungen Menschen und auch den beteiligten Organisationen das »Lernfeld Europa« zu erschließen und ein Bewusstsein für europäische Bürgerschaft zu wecken. In einer pädagogisch begleiteten Gruppe begeben sich Jugendliche in ein anderes europäisches Land oder empfangen Jugendliche aus anderen Ländern im eigenen Land, lernen sich besser kennen und bauen in einem angeleiteten und reflektierten interkulturellen Lernprozess Berührungsängste und Vorurteile ab und gegenseitiges Verständnis auf. Durch die persönlichen Erfahrungen, die sie in der Jugendbegegnung machen, wird Europa hautnah erlebt.

Eine Jugendbegegnung eröffnet Jugendlichen die Möglichkeit, sich in zielgruppengerechter Weise mit selbst gewählten Themen auseinanderzusetzen, Wissen über Fragestellungen und Herausforderungen von europäischer Bedeutung zu vertiefen und eine eigene Haltung dazu zu entwickeln. Das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten und Chancen als europäische Bürger/innen versetzt sie in die Lage, gesellschaftliche Verhältnisse aktiv mitzugestalten und sich in und für Europa zu engagieren. Eine Jugendbegegnung ist damit eine der zahlreichen Möglichkeiten, die Chancen und Möglichkeiten in Europa zu entdecken und für das eigene Leben zu nutzen. Insbesondere Jugendliche, die zuvor noch wenige interkulturelle Lernerfahrungen und grenzüberschreitende Mobilitätserfahrungen gemacht haben sowie Jugendliche mit geringeren Chancen profitieren oft von einer Jugendbegegnung als Schlüsselerlebnis. Eine Jugendbegegnung kann »Lust auf mehr Europa« wecken.

Junge Menschen werden zukünftig immer mehr mit einer europäisch geprägten Lebensrealität befasst sein, z.B. weil europäische Politik ihre direkten Lebensumstände prägt, Arbeiten im Herkunftsland keine Selbstverständlichkeit mehr ist oder das Leben in multikulturellen Gesellschaften immer mehr zur Normalität wird. Eine Jugendbegegnung kann daher ein guter Ansatzpunkt sein, junge Menschen mit den Anforderungen und Chancen eines Lebens in Europa vertraut und sie dafür fit zu machen. Jugendbegegnungen bringen auch in die verantwortlichen Organisationen oft neue Kontakte, neue Impulse und neue Ideen für die Arbeit mit der jeweiligen Zielgruppe. Grenzüberschreitende Vernetzung zur Durchführung von Jugendbegegnungsmaßnahmen und der Kontakt mit Fachkräften aus anderen Ländern bereichern das eigene Arbeitsfeld und eröffnen das »Lernfeld Europa« auch auf Organisationsebene.

• Europäischer Freiwilligendienst (EFD)
Bei einem Europäischen Freiwilligendienst engagieren junge Menschen sich freiwillig für eine bestimmte Zeit in einem gemeinnützigen Projekt im Ausland, leben und arbeiten also vor Ort und werden dabei pädagogisch begleitet. Die Möglichkeiten sind vielfältig : es gibt Projekte im Umwelt- oder Sportbereich, in der Kinder- und Jugendarbeit, im Bereich Jugendinformation und Jugendpolitik, Kunst und Kultur, Tierschutz, Gesundheit und vieles mehr. Europäische Freiwillige sammeln dabei neue Eindrücke und Ideen, gewinnen neue Perspektiven und Erfahrungen, erwerben wichtige Schlüsselqualifikationen, neue Kompetenzen und entdecken ihre Fähigkeiten. Junge Menschen gewinnen aus dieser Zeit häufig wichtige Impulse für den zukünftigen Lebensentwurf und nehmen bereichernde Lernerfahrungen mit, die ihre weitere berufliche und persönliche Entwicklung maßgeblich prägen. Viele ehemalige Freiwillige engagieren sich nach ihrem Dienst weiter und beteiligen sich damit aktiv an der Gestaltung von Gesellschaft.

Der EFD ist ein Lerndienst in Vollzeittätigkeit. Der Freiwilligendienst findet in enger Kooperation zwischen Entsendeorganisation, Freiwilligen und Aufnahmeprojekt statt. Der EFD ist keine bezahlte Erwerbstätigkeit und nicht Teil eines Studiums oder einer beruflichen Ausbildung.

Kriterien
1. Mindestalter 17 Jahre (bei Dienstbeginn), Höchstalter 30 Jahre (bei Antragstellung);
2. Dauer : 2 – 12 Monate;
3. 2 Wochen bis 2 Monate für Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf oder für Gruppenfreiwilligendienste mit mindestens
10 Freiwilligen;
4. In Programmländern und benachbarten Partnerländern;
5. Max. 30 Freiwillige in einem beantragten EFD-Projekt.

Was ist drin?
Ein EFD bietet ungemein viele Chancen für junge Menschen : sie erwerben soziale Kompetenzen, Sprachkenntnisse und meist auch vielfältige berufsrelevante Fähigkeiten und Qualifikationen (dokumentiert durch den Youthpass). Sie lernen, sich in einer fremden Umgebung zurecht zu finden und zu leben, sie leisten einen Beitrag zur lokalen Gemeinschaft und praktizieren auf diese Art Teilhabe an und Gestaltung von Gesellschaft. In der Regel als Langzeit-Mobilitätsmaßnahme konzipiert, bietet der EFD jungen Menschen eine hervorragende Gelegenheit, Leben, Lernen und Arbeiten in einem anderen als dem Herkunftsland in einem gut begleiteten Rahmen zu erleben. Wer (vielleicht durch eine Jugendbegegnung) bereits »Lust auf mehr Europa« bekommen hat, ist im EFD richtig aufgehoben. Ab einem Alter von 17 und flexibel in der Dauer, eignet sich der Dienst als Orientierungszeit im Übergang zwischen Ausbildung/Schule und Beruf oder auch bei anderen Einschnitten im Lebenslauf junger Menschen.

Gruppen-Freiwilligendienste oder Kurzzeit-EFD-Projekte bieten ebenfalls die Möglichkeit, diese Erfahrung zu machen – allerdings in verkürzter Form. Ein solcher Dienst kann – ähnlich wie eine Jugendbegegnung – für manche Zielgruppen ein guter Anfang sein, sich erstmalig auf ein Leben und Arbeiten im europäischen Ausland einzulassen und vorzubereiten.

Eine EFD-Einsatzstelle im eigenen Arbeitsfeld einzurichten, kann eine geeignete Maßnahme sein, sich einer Europäisierung zu nähern. Ein Europäischer Freiwilliger im Kindergarten, im Jugendzentrum, im lokalen Sportverein oder in der Jugendinformationszentrale der eigenen Kommune bietet vielfältige Anknüpfungspunkte, das Thema Europa in die eigene Arbeit zu holen und der jeweiligen Zielgruppe das »Lernfeld Europa« zu erschließen.

Die mit einem Europäischen Freiwilligendienst verbundene Kooperation mit Partnern aus ganz Europa bietet viele Möglichkeiten zur Erweiterung einer vielfältigen, grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.

Der EFD ermöglicht gegenseitiges Lernen, Vernetzung und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg und bringt damit eine ganz besondere Qualität in das eigene Arbeitsfeld.

• Mobilitätsmaßnahmen für Fachkräfte der 
Jugendarbeit
Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland ist zunehmend mit Fragen und Herausforderungen befasst, die auch aus dem Leben und Arbeiten im grenzoffenen europäischen Raum und in multikultureller Gesellschaftsrealität erwächst. Eine Weiterentwicklung und Professionalisierung der eigenen Arbeit zum Lernfeld Europa, wie sie im Programm Erasmus + ermöglicht wird, bietet die Chance, das eigene Arbeiten auf die zukünftigen Erfordernisse abzustimmen, sich den Herausforderungen auch in grenzüberschreitenden Kooperationen zu stellen und sich inhaltlich auf die Fragestellungen der Zukunft und mögliche Lösungsansätze vorzubereiten. Fachkräfte der Jugendarbeit haben die Möglichkeit, sich auf europäischer Ebene fortzubilden und dabei auch ihr Arbeitsfeld weiterzuentwickeln.

Kriterien
1. Gefördert werden Seminare, Trainingskurse, Partnerkontaktseminare, Studienreisen und Job Shadowing;
2. Dauer : Zwei Tage bis zwei Monate;
3. Für bis zu 50 Personen (inkl. Team) aus den Ländern der beteiligten Partnerorganisationen;
4. Keine Altersgrenzen.

Was ist drin?
Mobilitätsmaßnahmen für Fachkräfte sind geeignet, einzelne Aktivitäten der internationalen Jugendarbeit wie Jugendbegegnungen oder EFD-Projekte in die eigene Arbeit zu integrieren, durch strategisch-qualitative Überlegungen zu ergänzen und auf gemeinsame, partnerschaftlich erarbeitete Grundlagen zu stellen. In Seminaren und Trainings können inhaltliche Fragen zu bestimmten Aspekten europäischer Jugendarbeit und zielgruppenspezifische Herausforderungen aufgegriffen werden. Mögliche Lösungsstrategien und innovative und adäquate Herangehensweise können gemeinsam und fruchtbar diskutiert werden. In Partnerkontaktseminaren können neue transnationale Kooperationen gegründet und Projekte gemeinsam entwickelt werden. Studienaufenthalte und Job Shadowing erlauben den Blick über die eigene Arbeit hinaus, ermöglichen nachhaltige Kontakte und eröffnen praxisrelevante Felder für die zukünftige, grenzüberschreitende und europabezogene Zusammenarbeit.

Die Möglichkeit, in Leitaktion 1 mehrere Aktivitäten (Jugendbegegnungen, Fachkräftemaßnahmen und EFD-Projekte), die inhaltlich miteinander verbunden sind, in einem Projektantrag zusammenzufassen, unterstützt und fördert Europäisierungsüberlegungen für interessierte Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe und ermöglicht – wenn gewünscht – langfristig die strategische Planung einer Europäisierung dieser Arbeitsfelder.

Leitaktion 2 : Zusammenarbeit zur Förderung von Innovationen und bewährter Zusammenarbeit

• Strategische Partnerschaften
Strategische Partnerschaften bieten allen Trägern aus dem Bereich der Jugendhilfe die Chance, in einer mittel- bis längerfristigen Perspektive bestehende Partnerschaften oder Netzwerke weiter zu entwickeln und zu qualifizieren sowie innovative Konzepte im Bildungs- und Jugendbereich zu entwickeln, zu erproben und zu etablieren.

Kriterien
1. Beteiligung von Partnerorganisationen aus mindestens 2 Ländern;
2. Partnerländer können beteiligt sein, sofern dies einen erkennbaren Mehrwert für das Projekt beinhaltet;
3. Dauer des Projekts : 6 bis 24 Monate;
4. Teilnehmen können Vertreter/-innen aller im Jugendbereich oder im Bildungsbereich tätigen Organisationen und Einrichtungen sowie von Organisationen und Einrichtungen, die bereichsübergreifende Aktivitäten durchführen (z.B. lokale und regionale Behörden, Handelskammern, Forschungseinrichtungen, …);
5. Keine Beschränkung der Teilnehmerzahlen, keine oberen Altersgrenzen.

Was ist drin?
Mit einer Strategischen Partnerschaft können und sollen nachhaltige Wirkungen – z.B. in Form verbesserter, attraktiverer oder erfolgreicherer Angebote für Jugendliche – bei den beteiligten Organisationen erzielt werden; die Wirkungen können aber auch darüber hinaus reichen, das lokale oder regionale Umfeld oder sogar ganze Bildungsbereiche betreffen, z.B. bei der Veränderung von Curricula. Letztlich geht es darum, mit einem Mehr an Europa Innovationen und ein Mehr an Qualität in die Jugendhilfesysteme in Europa zu bringen.

Mögliche Projekte betreffen prinzipiell alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe und könnten z.B. sein : ein Peer Learning-Prozess zur Planung und dem Monitoring von Jugendhilfemaßnahmen auf kommunaler Ebene, die Entwicklung, Erprobung und Verbreitung neuer Konzepte der frühkindlichen Bildung oder die Entwicklung von Lehrplänen in der Ausbildung von Jugendarbeiter/-innen.

Neben Projekten nur im Jugendbereich sind auch Projekte in Zusammenarbeit mit anderen Bildungsbereichen möglich, z.B. wenn sich Partnerorganisationen aus Jugendhilfe, Schulen und Berufsbildungseinrichtungen zusammentun, um neue Konzepte für die Entwicklung von Unternehmergeist bei jungen Menschen zu entwickeln.

• Transnationale Jugendinitiativen
Erasmus+ JUGEND IN AKTION fördert im Rahmen der Strategischen Partnerschaften transnationale Jugendinitiativen. Dies sind Projekte, die von jungen Menschen selbständig initiiert, durchgeführt und ausgewertet werden. Bei der Umsetzung ihrer eigenen Projektidee erlernen die teilnehmenden Jugendlichen soziale Kompetenz sowie Schlüsselqualifikationen für das weitere Leben.

Kriterien
1. Beteiligung von Partnergruppen aus mindestens zwei Ländern;
2. Dauer des Projekts : 6 bis 24 Monate;
3. Projektdurchführende sind junge Menschen selbst im Alter zwischen 13 und 30 Jahren;
4. Die Beteiligung von nicht organisierten Jugendlichen (informelle Gruppen junger Menschen) ist möglich.

Was ist drin?
Zwei oder mehrere Jugendinitiativen aus verschiedenen Ländern führen ein Projekt gemeinsam durch. Dabei verwalten die jungen Menschen ihre Initiative selbst und arbeiten eigenständig. Die bearbeiteten Themen und umgesetzten Aktivitäten sind für die Teilnehmer/innen von hoher Relevanz und sehr facettenreich :
• Auseinandersetzung mit europäischen Themen oder interkultureller Verständigung;
• Kulturelle oder kreative Aktivitäten;
• Aktionen, die den Unternehmergeist der Teilnehmer/innen fördern, indem sie sich mit einem Bereich auseinandersetzen, in dem sie Qualifikationen für ihren angestrebten Beruf erwerben;
• Projekte, die einen Nutzen für die jeweilige lokale Gemeinschaft haben und miteinander vernetzt werden.

Die Durchführung einer Jugendinitiative erfordert viel Eigenverantwortung und soziale Kompetenz von den teilnehmenden jungen Menschen. Darüber hinaus fördert sie das interkulturelle Verständnis sowie das Gespür, was Europäische Bürgerschaft wirklich bedeuten kann. Themen, die für die Jugendlichen lokal von Bedeutung sind, können in einem europäischen Kontext diskutiert und behandelt werden.

Jugendinitiativen können sich bei ihrer Arbeit von einem Coach beraten und begleiten lassen. Im Rahmen von Initiativen mit minderjährigen jungen Menschen ist die Einbeziehung eines Coaches verpflichtend.

Leitaktion 3 : Unterstützung politischer Reformen

• Strukturierter Dialog
Der Strukturierte Dialog unterstützt die aktive Partizipation junger Menschen am demokratischen Leben und unterstützt Debatten zu Themen und Prioritäten des Strukturierten Dialogs und der Umsetzung der EU-Jugendstrategie (Erneuerter Rahmen zur jugendpolitischen Zusammenarbeit in Europa). Der Strukturierte Dialog bezeichnet Diskussionen zwischen jungen Menschen und Verantwortlichen für Jugendpolitik, deren Ergebnisse die Politikgestaltung verbessern helfen.

Kriterien
1. Die Projekte können national oder transnational (Beteiligung von Partnergruppen aus mindestens zwei Ländern) umgesetzt werden;
2. Benachbarte Partnerländer können als Partnerorganisationen beteiligt sein;
3. Es müssen mindestens 30 junge Teilnehmer/innen in das Projekt einbezogen werden;
4. Dauer des Projekts : 3 bis 24 Monate;
5. Teilnehmen können gemeinnützige Organisationen, Europäische Jugendorganisationen und lokale öffentliche Einrichtungen.

Was ist drin?
Die Debatten im Rahmen des Strukturierten Dialogs werden an Hand bestimmter Prioritäten und zeitlicher Vorgaben strukturiert und können Veranstaltungen beinhalten, im Rahmen derer Jugendliche die jeweiligen Themen unter sich und mit Politiker/innen, Experten für Jugend und Vertretern aus der Verwaltung diskutieren. Im Rahmen dieser Teilaktion sind verschiedene nationale und/oder transnationale Aktivitäten förderfähig :
• nationale Treffen und transnationale Seminare zu Themen, die für den Strukturierten Dialog oder die Umsetzung der EU-Jugendstrategie von Bedeutung sind;
• nationale Treffen und transnationale Seminare, die die offizielle Jugendveranstaltung im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft vorbereiten;
• Aktivitäten zur Diskussion von jugendpolitischen Themen während der Europäischen Jugendwoche;
• Konsultationen junger Menschen;
• Treffen und Seminare, Informationsaktivitäten oder Debatten zwischen jungen Menschen und Entscheidungsträgern/Experten zum Thema Partizipation Jugendlicher am demokratischen Leben;
• Aktivitäten zur Simulation der Funktionsweise demokratischer Institutionen und der Rolle von Entscheidungsträgern innerhalb dieser Institutionen.

Neben den genannten, von JUGEND für Europa als Nationaler Agentur in Deutschland direkt umzusetzenden Fördermöglichkeiten gibt es weitere, die auf zentraler Ebene von der EU-Kommission selbst oder ihrer Exekutivagentur verwaltet werden.

IV. Der gemeinsame Anfang ist holprig

Die Zusammenlegung aller EU-Bildungsprogramme verlangt vor allem in der Startphase den Programmnutzern/innen einiges an Geduld ab. Antragsformulare, Abläufe und selbst Richtlinieninformationen werden erst spät zur Verfügung gestellt und sind nicht immer auf Nutzerfreundlichkeit ausgerichtet. Das wird sich erfahrungsgemäß bis zum Ende des Jahres bessern. JUGEND für Europa bittet alle Antragstellenden, sich mit Fragen und Problemen direkt an die für Hamburg zuständigen Programmreferenten und Sachbearbeiter zu wenden.