Nicht jammern - verändern!
Professor Benedikt Sturzenhecker, Herausgeber des Buches »Freiwillige fördern«, stand auf dem Mitgliederausschuss des Landesjugendrings Hamburg den Verantwortlichen in den Hamburger Jugendverbänden Rede und Antwort. Das Thema klang harmlos: »Von der Jugendleiterin zur Vorsitzenden«, doch schon der Untertitel sprach aus, worum es ging: »Für eine bessere Durchlässigkeit zwischen Basis-Ehrenamtlichen und Leitungsgremien im Jugendverband«.
Mit sehr viel Sachkenntnis benannte er hausgemachte Barrieren, die zusätzlich zu den externen Hemmnissen wie Abitur nach zwölf Jahren, gestiegenen Anforderungen in Ausbildung und Beruf, Studiengebühren, etc. die Besetzung von Vorstandsämtern erschweren. Seine These lautet: »Bezogen auf die viel zitierte Krise des so genannten traditionellen Ehrenamtes in Verbänden und Vereinen ist davon auszugehen, dass nicht die Bereitschaft junger Menschen zu freiwilligem ehrenamtlichen Engagement geringer geworden ist, sondern in den Strukturen ehrenamtlicher Arbeit, die in Verbänden praktiziert wird, etwas nicht stimmt«. Das derzeitige Modell von Ehrenamtlichkeit sei dann in der Krise, wenn es geprägt sei beispielsweise von Ausbeutung, Anforderung von absoluter Identifikation mit dem Verband, dem Gefühl des Alleingelassenseins, zeitlicher und inhaltlicher Überforderung oder gar von Arroganz der Hauptamtlichen und Experten. Gesucht würden stattdessen Selbstbestimmung, Individualität statt Vereinnahmung sowie die Begrenzung von Arbeitsinhalten und Zeiten.
Das Gerede von der Krise sei auch eine Masche, um Unterstützung einzutreiben. Man habe nicht einmal Mitleid bekommen. Die Verbände sollten nicht jammern, sondern sich verändern.
Schon während des Vortrages von Prof. Sturzenhecker entwickelte sich eine angeregte Diskussion. Viele nickten, als über Sitzungsroutinen, langatmige Besprechungen und Egotrips einzelner die Rede war. Und die vielen, auch kleinen Vorschläge wurden gleich auf die Übertragbarkeit im eigenen Verband überprüft. Selten haben sich so viele an einer Diskussion beteiligt. (ck)