Wozu eine Fortbildung zur Medienkompetenz? 99 Prozent aller Jugendlichen nutzen das Internet, 95 Prozent besitzen ein Handy – laut der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa in Deutschland. Die digitale Vernetzung ist ein selbstverständlicher Bestandteil in der Lebenswelt junger Menschen.
Digitale Kluft. Eine »Hilfe« zum Zugang in die Online-Welt ist also nicht notwendig. Was jedoch fehlt, offenbart ein genauerer Blick in die repräsentative Forsa-Umfrage unter 14- bis 19-jährigen Jugendlichen
(www.bitkom.org/de/presse/8477_65922.aspx). So klafft eine eklatante Lücke zwischen privater, häuslicher und schulischer Nutzung des Computers. Für zwar nur fünf Prozent der Schüler ist der Unterricht komplett offline. 38 Prozent nutzen PCs höchstens alle zwei Wochen und 41 Prozent mindestens einmal in der Woche. Jedoch für nur 15 Prozent der Schüler ist der Computer ein alltägliches »Arbeitsgerät« im Schulunterricht. Bei der Bewältigung der Hausaufgaben wendet sich hingegen das Blatt: Drei Viertel der Jugendlichen nutzen PCs dazu mindestens einmal in der Woche, 29 Prozent sogar täglich. Während somit der Computer in der Schule noch weit davon entfernt ist, als normales Lernmittel in den Unterricht integriert zu sein, ist seine Nutzung zur Bewältigung der Hausaufgaben bei Schülern schon fast alltäglich.
Holen Schüler folglich zuhause das nach, was die Schule nicht leisten kann resp. will? Und kann das überhaupt klappen? Denn technische Computerkenntnisse bilden die eine, der medienkompetente und -kritische Umgang mit dem Internet beschreibt die andere Seite. Ohne die grundsätzliche pädagogische Frage aufzuwerfen, wie weitreichend die Unterrichtsnutzung von PC und Internet sein sollte, so steht außer Frage, dass Defizite in der Medienkompetenzausbildung junger Menschen bestehen.
Anders lernen. Genau hier setzt das Projekt zur Förderung der Medienkompetenz für Jugendleiter/innen an. Die Tagesfortbildung wird gemeinsam von der Medienanstalt Hamburg – Schleswig-Holstein, den beiden Landesjugendringen aus diesen Bundesländern und dem Offenen Kanal Kiel angeboten. Ende Oktober startete das Pilotprojekt in Hamburg, im Februar 2011 folgt ein Fortbildungskurs in Kiel. Ausgangspunkt für die Fortbildung sind nicht allein die benannten Defizite in der Medienkompetenzförderung. Ebenso entscheidend ist der Wandel, der die Grenzen zwischen digitaler und analoger resp. direkter Kommunikation bei jungen Menschen verblassen lässt. Soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook oder SchülerVZ und SMS-Nachrichten via Handy sind alltägliche Austauschformen zwischen jungen Menschen. Davon bleibt die Face-to-Face-Community der Jugendverbände nicht unberührt. Medienkompetenz wird neben den sozialen und pädagogischen Kompetenzen immer wichtiger. Dies gilt umso nachdrücklicher für Jugendleiter/innen. In ihren Jugendgruppen sind sie sowohl Bezugs- und Vertrauenspersonen für jüngere Gruppenmitglieder als auch Multiplikatoren für aktuelle Themen. Sie müssen sich daher nicht nur medienkompetent und sicher in der digitalen Welt bewegen können; sie sind auch Ansprechpartner innerhalb ihres Jugendverbandes für all die Sorgen oder Risiken, die im Umgang mit der digitalen Vernetzung junger Menschen entstehen können.
Die Tagesfortbildung greift dieses Anforderungsprofil mit den Themen Web 2.0, Gaming, Handy und Persönlichkeitsschutz auf. Sowohl kreative Nutzungsformen als auch Risikobereiche werden durch Übungen, Praxisbeispiele und Hintergrundinformationen ausgelotet. Dieser Mix ist zugeschnitten auf das informelle Lernen, das Jugendliche in ihren Verbänden erleben.
Über den Fortgang der Fortbildungslinie beraten die Träger nach der Durchführung des zweiten Testlaufes am 26. Februar in Kiel. Weitere Seminare, die Jugendleiter/innen auch für die erneute Beantragung ihrer Juleica als Fortbildungsnachweis nutzen können, sollen folgen. (jg)