Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2013, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

Neue Stätte – noch mehr Wirkung

Serie WirkungsStätten: Die DGB-Jugend macht Ansagen!


Von Isabella David, Hamburg

Die DGB-Jugend Hamburg empfängt die vierte Bezirksjugendkonferenz in ihrem neuen Jugendclub – und stellt klare Forderungen an die Politik.

Zu wenig Ausbildungsplätze, befristete Verträge, Niedriglöhne – gerade junge Menschen sind oft in besonderer Art und Weise von negativen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt betroffen. Darum wollen sie mitbestimmen, entscheiden und fordern, wenn es um ihre Zukunft geht. Genau diese Möglichkeit erhalten engagierte junge Arbeitnehmer, Auszubildende oder Studierende unter dem Dach der Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).

Rückendeckung. In der Berufsausbildung, im Studium oder im ersten Arbeitsverhältnis danach – junge Arbeitnehmer brauchen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen sowie Strukturen der überbetrieblichen Kommunikation. Wichtigster Partner in Fragen der Ausbildungsvergütung, den Arbeitszeitregelungen oder auch der Mitbestimmung sind die Gewerkschaften der einzelnen Branchen. Die DGB-Jugend stellt darüber hinaus als Dachverband eine besondere Schnittstelle für junge Gewerkschaftsmitglieder dar. Insgesamt ist die DGB-Jugend in Deutschland in zwölf Bezirke unterteilt. Die DGB-Jugend Hamburg bildet gemeinsam mit Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern den Bezirk Nord. In Hamburg hat die DGB-Jugend 11.632 Mitglieder. 3.427 junge Frauen und 8.205 junge Männer engagieren sich bei der DGB-Jugend Hamburg für ein solidarisches Miteinander. Unter dem Schirm des DGB sind im der Bezirksjugend Nord insgesamt acht Jugendorganisationen der Gewerkschaften zusammengefasst: die junge Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Jugend, die Industriegewerkschaft Metall Jugend, die Junge Gruppe der Gewerkschaft der Polizei, die Jugend der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, die Junge Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft Jugend sowie die Jugend der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Die DGB-Jugend bietet den jungen Gewerkschaftlern Rückhalt bei Verhandlungen und Streiks und die Möglichkeit der gewerkschaftsübergreifenden Organisation in zahlreichen Gremien und Arbeitsgruppen.

Aufklärung. Als eine ihrer zentralen Aufgaben sieht die DGB-Jugend Nord die Information der jungen Arbeitnehmer über ihre Rechte und Möglichkeiten. »Deshalb gehen wir zwei Mal im Jahr auf Berufsschultour«, sagt Christian Kröncke, Jugendbildungsreferent der DGB-Jugend Hamburg. Insgesamt sind die ehrenamtlichen ausgebildeten und hauptamtlichen Teamer jedes Jahr 13 Wochen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Mit der Berufsschultour informiert die DGB-Jugend seit 2002 mit dem Projekttag »Demokratie und Mitbestimmung« Auszubildende in berufsbildenden Schulen über ihre Rechte und Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe. »Gleichzeitig können auch am Infomobil direkt am Schulhof Fragen rund um die Gewerkschaft und die Ausbildung beantwortet werden«, erklärt Christian Kröncke. In Hamburg nehmen bisher elf von 46 Berufsschulen das Angebot der DGB-Jugend wahr. Darüber hinaus bietet die DGB-Jugend Hamburg die Projekttage »Ausbildung und Gewerkschaft« und »Bewerbung« direkt im Jugendclub im Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof 60 an. 2012 wurden in Hamburg 50 solcher Projekttage durchgeführt. Darüber hinaus erhebt die DGB-Jugend Hamburg einen Ausbildungsreport. 2011/2012 wurden dafür 3.000 Hamburger Auszubildende über ihren Ausbildungsplatz und die Qualität ihrer Lehre befragt und die Daten durch die DGB-Jugend ausgewertet.

Gut beraten. Seit 2004 bietet die DGB-Jugend Hamburg auch Beratungsmöglichkeiten für Studierende im Campus Office an der Universität Hamburg an. Zwei Mal in der Woche, montags von 17.30 bis 20.30 Uhr und mittwochs von 14.30 bis 17.30 Uhr, findet im Campus-Office eine Sprechstunde für Studierende zu sämtlichen Fragen des Arbeits- und Sozialrechts an. »Viele Studierende gehen Nebentätigkeiten nach und wissen oft nicht über ihre Rechte Bescheid«, erläutert Christian Kröncke. Urlaub, Verhalten im Krankheitsfall oder das Arbeitszeugnis sind gängige Beratungsthemen im DGB-Campus-Office. »Hier will das DGB-Campus-Office Hamburg aufklären und so studentischen Arbeitnehmern die Grundvoraussetzung geben, ihre Rechte im Arbeitsleben durchsetzen zu können«, so Kröncke weiter. Zu finden ist das Campus-Office im »Freiraum« des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) am Von-Melle-Park 5. Die Beratung an Universitäten soll ausgebaut werden, auch an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) soll ein Campus Office aufgebaut werden.

Keinen Fußbreit. Die DGB-Jugend geht gemeinsam auf die Straße – nicht nur bei Streiks und im großen Stil jedes Jahr am Tag der Arbeit, dem 1. Mai, sondern insbesondere auch gegen Rassismus. So nahm die Gewerkschaftsjugend 2012 beispielsweise am 2. Juni an den Gegenprotesten zum geplanten Neonazi-Aufmarsch zum sogenannten »Tag der deutschen Zukunft« teil. Auch mit einem mobilen Beratungsteam setzt sich die DGB-Jugend Hamburg kontinuierlich gegen Rechtsextremismus ein.

Das Herzstück. Ein Großteil der Arbeit der DGB-Jugend Hamburg findet in Gremien und Ausschüssen statt. Die monatlichen Treffen des Landesjugendausschusses, an denen Delegierte aller Mitgliedsgewerkschaften sich über aktuelle Themen austauschen, die Treffen der Ortsgruppen der Mitgliedsgewerkschaften, in denen über Aktionen und politische Inhalte beraten wird, sowie die Sitzungen der gewerkschaftlichen Studierendengruppen, der Landesbezirksjugend, der Jugendauszubildendenvertreter oder der ver.di Projektgruppe U35 – all dies findet im Herzen des Gewerkschaftshauses, im Jugendclub »Stütt und Stöön«, statt. In den Jugendclub »Stütt und Stöön« – niederdeutsch für »Solidarität« – gelangt man über den Innenhof des Gewerkschaftshauses. Im Vorraum gibt es einen Tischkicker und zwei Sofas für kleine Verschnaufpausen zwischen der Arbeit in den Gremien. Die Wände des Hauptraums sind mit Graffitis verziert. Die Logos der Mitgliedsgewerkschaften der DGB-Jugend und auch die Hamburger Skyline lassen sich hier wiederfinden. »Den Raum gibt es erst seit Mitte 2012«, berichtet Christian Kröncke. Zuvor ging die DGB-Jugend Hamburg fast 18 Jahre lang im »Movimento« ein und aus. Der Jugendclub war seit 1993 direkt neben dem Eingang zum Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof zu finden. »Wir freuen uns sehr über die neuen Räumlichkeiten. Im Movimento gab es vorher auch eine Bühne und mehr Platz, da bestanden natürlich mehr Möglichkeiten für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen«, so der Jugendbildungsreferent des DGB-Hamburg weiter. Doch auch im neuen Jugendclub soll es in Zukunft kulturell wieder mehr zur Sache gehen. So wird beispielsweise am 20. Juni im »Stütt und Stöön« gemeinsam der Film »Yes Men« angesehen. »Es liegt uns besonders am Herzen, auch abseits politischer Veranstaltungen Interesse für die Vielfalt gewerkschaftlicher Jugendkultur zu wecken«, betont Christian Kröncke. Auch bei der Bezirksjugendkonferenz der DGB-Jugend Nord vom 7. Bis zum 9. Juni war der Jugendclub zentraler Anlaufpunkt für Besprechungen, Kickerrunden oder kurze Pausen.

Ansagen machen. Auf der vierten Bezirksjugendkonferenz der DGB-Jugend Nord wurden im Gewerkschaftshaus ein ganzes Wochenende lang über Forderungen und Anträge der Gewerkschaftsjugend diskutiert und mit bunten Aktionen in der Hamburger Innenstadt auf die Anliegen der DGB-Jugend aufmerksam gemacht. Die gesamte Konferenz stand unter dem Motto der aktuellen Kampagne der DGB-Jugend zur Bundestagswahl im September – »Jugend macht Ansagen«, bei der sich die DGB-Jugend für einen Politikwechsel einsetzt. In sechs Ansagen positioniert sich die DGB-Jugend in diesem Rahmen für eine bessere Ausbildung, für gute und sichere Beschäftigung, gute Bildung, ein soziales Europa, eine solidarische Alterssicherung sowie eine solidarische und offene Gesellschaft. »Wir wollen lautstark und sichtbar Ansagen machen, gegen eine weitere Deregulierung des Arbeitsmarkts. Viele junge Arbeitsnehmer haben kaum noch Luft zum Atmen«, eröffnete Jeanine Weigel, Bezirksjugendsekretärin des DGB-Nord, die Konferenz. Ganz in diesem Sinne brachten die Mitgliedsgewerkschaften mehr als 35 Anträge ein. Zentrale Themen waren die Forderung einer Mindestauszubildendenvergütung, die Abschaffung der Leiharbeit, eine Verbesserung des Hochschulzugangs ohne Abitur und eine bessere Kontrolle der Ausbildungsqualität.

Solidarität. Ihren Forderungen verleihen die jungen Gewerkschaftler auch in bunten Aktionen Ausdruck. Im Rahmen der Bezirksjugendkonferenz machte die DGB-Jugend in der Hamburger Innenstadt mit unterschiedlichen Aktionen auf sich aufmerksam. Mit Aufklebern und Kreide hinterließen sie zwischen Gewerkschaftshaus und Jungfernstieg zahlreiche Spuren ihrer Forderungen. Auch auf vier großen knallroten Bällen wurden die Forderungen der DGB-Jugend verewigt: »Mindestlohn!«, »Für eine gerechte Gesellschaft«, »Bildung für alle« und »Flüchtlinge Willkommen« schrieben die Teilnehmenden auf die Bälle, die durch die Innenstadt rollten, flogen und hüpften. Zuvor hatte die Konferenz bereits in einer Resolution ihre Solidarität mit den rund 300 obdachlosen Flüchtlingen aus Libyen in Hamburg erklärt und die Stadt zum Handeln aufgefordert. Immer wieder wurden auf der Bezirksjugendkonferenz auch die Folgen der europäischen Wirtschaftskrise, die Folgen der Sparpolitik und die Situation der Millionen jungen Arbeitslosen in Südeuropa diskutiert und zu Solidarität aufgerufen. Mit viel Energie und lauter Stimme will die DGB-Jugend bis zur Bundestagswahl im September nicht locker lassen und ihre Ansagen für einen Politikwechsel in Deutschland und Europa auf die Straße tragen.
 

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Wirkungsstätte: DGB-Jugend Hamburg