Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2012, Rubrik Vielfältige Jugendarbeit

»Die DLRG-Jugend ist meine zweite Familie.«

Serie WirkungsStätten: Bei der DLRG-Jugend in Bergedorf kann das Engagement sogar Leben retten

Von Isabella David, Hamburg

Mehr als 350.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind deutschlandweit Mitglied in der Jugend der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Auch in Bergedorf setzen sich junge Menschen ehrenamtlich für die DLRG-Jugend ein – vom ersten Planschen bis zum Rettungsschwimmen.

»200 Meter Flossen! Hin auf dem Bauch, zurück auf dem Rücken!«, schreit Anna, damit die Schwimmer sie verstehen. Im Bille-Bad ist es laut, auf allen Bahnen wird trainiert. Anna von der DLRG-Jugend Bergedorf steht am Beckenrand und beobachtet ihre zehn Schwimmer. Alle sind mit Schnorchel und Flossen ausgestattet. Jeden Dienstag trainieren die Jugendlichen hier unter der Anleitung des Jugend-Einsatz-Teams.

Wasser ist ihr Element. Die ehrenamtlichen Teamer der DLRG-Jugend in Bergedorf setzen sich seit Jahren dafür ein, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrem Bezirk schwimmen lernen. Von der ersten Wassergewöhnung bis zum Rettungsschwimmerabzeichen werden die Kinder und Jugendlichen ausgebildet. Selbst geben die Teamer nicht nur ihr Wissen weiter, sondern nehmen auch an Wettbewerben teil und engagieren sich in der Wasserrettung.

»Jeden Dienstag schwimmen drei unterschiedliche Gruppen im Bille-Bad«, erklärt Henrik Ohl von der DLRG-Jugend. Von 18 bis 19 Uhr trainieren die 10- bis 12-Jährigen für ihre Schwimmabzeichen Silber und Gold. Im Anschluss werden die 13- bis 15-Jährigen auf ihren Juniorretter vorbereitet. Für die Abzeichen wird im Bille-Bad fleißig geschnorchelt, gekrault, getaucht und auf Brust wie Rücken geschwommen. Von 20 bis 21 Uhr wird eine Rettungsschwimmerausbildung für externe Interessenten angeboten. Jeden Freitag gibt es außerdem Anfängerkurse, bei denen die Kinder das Seepferdchen und das Bronzeabzeichen erhalten können.

Der Sprung ins kalte Wasser. Freitags werden im Bille-Bad Anfängerkurse für die ganz Kleinen angeboten. Nach anfänglicher Scheu und der ersten Wassergewöhnung werden die Kinder schnell zu richtigen Wasserratten. Das pädagogische Konzept der DLRG-Schwimmausbildung sieht es vor, dass die Eltern am ersten Teil der Ausbildung teilnehmen. »Die Arbeit mit den Kleinen bringt mir besonders Spaß«, sagt Jennifer, stellvertretender Fahrtenwart im Vorstand der DLRG-Jugend Bergedorf. Die junge Schwimmerin ist seit 1997 dabei und seit 2005 auch in der Ausbildung tätig. Jeden Freitag betreut sie etwa 15 Kinder im Anfängerschwimmkurs. »Am Anfang gehen wir nur ins flache Nichtschwimmerbecken«, sagt Jennifer. Langsam sollen die Kleinen spielerisch mit den Poolnudeln an das neue Element gewöhnt werden. Mit Schwimmflügeln wird bei der DLRG-Jugend nicht gearbeitet. »Es ist etwas Besonderes, wie die Kinder strahlen und sich über den Schwimmunterricht freuen«, sagt Jennifer. Nach der ersten Wassergewöhnung und den grundlegenden Schwimmübungen geht es auch ans Tauchen. Ziel des Kurses ist das Seepferdchen. Die Anfängerschwimmausbildung findet jeden Freitag in der Zeit von 16.50 bis 18 Uhr im Lehrschwimmbecken des Bille-Bades statt.

Ehrgeiz. Nach der Anfängerschwimmausbildung, dem Seepferdchen und dem Bronzeabzeichen haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Schwimmausbildung fortzusetzen. Viele packt der Ehrgeiz, auch auf die Abzeichen Silber und Gold hinzuschwimmen. »Bei manchen Teilnehmern ist man am Anfang nicht sicher, ob sie es schaffen«, sagt Henrik. »Oft genug wird man jedoch überrascht. Viele schwimmen später sogar bei den Wettkämpfen mit«, sagt der 20-Jährige weiter. Nach den Abzeichen Silber und Gold können die Jugendlichen sich weiter auf das Schnorcheltauchabzeichen und schließlich den Juniorretter vorbereiten. Je höher das Alter der jungen Schwimmer, desto mehr Möglichkeiten gibt es auch die Abzeichen bis zum Rettungsschwimmer zu erweitern. »Es freut mich natürlich besonders, wenn die Jugendlichen sich nach der Schwimmausbildung weiter bei der DLRG einbringen«, sagt Henrik. Wie bei vielen anderen Ehrenamtlichen der DLRG beschränkt sich das Engagement nicht auf wenige Tage in der Woche. Viele sind fast jeden Tag für die DLRG unterwegs. Sie leiten das Schwimmtraining im Bille-Bad, besetzen in den Sommermonaten die Wache, trainieren selbst für Wettbewerbe und geben bei diesen an den Wochenenden alles.

Hendrik Ohl ist seit fünf Jahren aktiv in der Wasserrettung und der Jugendarbeit. Zusätzlich schwimmt auch er bei Wettkämpfen mit. »Dabei muss beispielsweise diese Puppe gerettet werden«, sagt Henrik und zeigt auf eine Schaumstoffpuppe auf dem Beckenboden des Bille-Bades, mit der die Rettungsschwimmer den Ernstfall trainieren. »Die Wettkampfpuppe ist mit fünf Kilogramm Blei gefüllt und der Schaumstoff saugt sich im Wasser zusätzlich voll«. Insgesamt wiege die Puppe dann über 50 Kilogramm. Bei den Wettkämpfen liegt die Puppe entweder auf dem Boden und muss vom Schwimmer hochgeholt werden oder sie wird den Wettkämpfern hingehalten. »Die Puppe wird in einen Gürtel eingebunden und muss 50 Meter zurückgezogen werden«, erklärt Henrik und demonstriert, wie der Rettungsgürtel umgelegt werden muss. »Der Gürtel erleichtert die Rettung und schützt im Ernstfall auch den Retter selbst«, sagt Henrik. Sonst bestehe bei den Rettungsversuchen oft die Gefahr, selbst mit runter gezogen zu werden. Bei den Wettkämpfen gibt es verschiedene Disziplinen. Es gibt Mannschafts- und Einzelwettbewerbe, sowie auch kombinierte Wettbewerbsformen. Frauen und Männer schwimmen in getrennten Wettbewerbsgruppen.

Der Ernstfall. Wie wichtig die Arbeit der DLRG ist, hat sich tragischerweise zuletzt im Mai 2012 bei einem Badeunfall am Allermöher See gezeigt. Ein junges Mädchen war fast ertrunken und lag nach der Rettung wochenlang im Koma. Für die Freundin des Mädchens kam jede Hilfe zu spät. Die Rettungskräfte, darunter auch Taucher, konnten nur noch die Leiche des Mädchens bergen. Offenbar konnte die Ertrunkene nicht schwimmen. Unfälle wie diese zeigen, wie wichtig die Präsenz der Wasserrettung an den Badeseen ist und darüber hinaus, wie wichtig es ist, dass Kinder richtig schwimmen lernen. »Jedes Jahr bieten wir einen kostenlosen Rettungsschwimmkurs am Allermöher See an. Besonders in diesem Jahr, kurz nach dem Unglück, war die Nachfrage sehr groß«, berichtet Henrik.

Die Rettungsschwimmer der DLRG haben von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens Bereitschaftsdienst. Rückt die Hamburger Feuerwehr aus, können auch die Rettungskräfte der DLRG mit alarmiert werden. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn im Einzugsgebiet Personen vermisst werden. »Dann fahren wir nicht nur mit dem Boot raus, sondern suchen auch mit der Hilfe von Tauchern, Sonar und Wasserspürhunden«, erklärt Henrik.

Miteinander. Das Engagement in der DLRG-Jugend bedeutet den Schwimmern viel. »Der DLRG ist wie eine zweite Familie für mich«, sagt Henrik. Es gibt ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl. Auch Jennifer, die Anfang 2012 aus einem anderen Bezirksverband nach Bergedorf gewechselt ist, ist begeistert von der Gemeinschaft. »Es ist beeindruckend, wie offenherzig und herzlich ich hier aufgenommen wurde«, sagt die junge Schwimmerin. Als stellvertretende Fahrtenwartin ist Jennifer auch an der Organisation vieler gemeinschaftlicher Aktivitäten beteiligt. »Wir machen Spieleabende, backen in der Weihnachtszeit gemeinsam Kekse oder machen Ausflüge«, sagt Jennifer. Im Jahr 2012 war die DLRG-Jugend Bergedorf beispielsweise im Hansa Park, im Tierpark Hagenbeck und auf einer Kanutour. An den Wettkämpfen, wie den Hamburger Meisterschaften der Rettungsschwimmer, nimmt die DLRG-Jugend Bergedorf gemeinsam teil. Auch in der Weihnachtszeit engagiert sich die DLRG-Jugend für den Bezirk. Beim jährlichen Weihnachtsmärchen übernehmen die eifrigen Schwimmer einen Dienst an Land. Sie organisieren die Veranstaltung und sorgen mit Kuchen, Waffeln und Getränken für das leibliche Wohl der Zuschauer. Die Hans Sachs Bühne präsentierte am 2. Dezember 2012 »Das Dschungelbuch« als Musical in der Stadtteilschule Bergedorf.

»Sich in der DLRG zu engagieren, ist eine gute Sache«, erklärt Henrik, auch wenn er durch das Engagement viel eingespannt sei. »Ich freue mich immer, wenn ich Neue mit auf die Wache nehme und die Begeisterung spüre, dass diejenigen sich weiter für die DLRG Bergedorf einsetzen möchten«, sagt Henrik weiter. Für ihre Schwimmfamilie sucht die die DLRG-Jugend Bergedorf auch weiterhin Nachwuchs-Rettungsschwimmer. Wer sich hier engagiert, wird nicht nur herzlich in eine Gemeinschaft aufgenommen, sondern rettet mit seinem Engagement sogar Leben.


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DLRG-Jugend Bergedorf
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Wirkungsstätte: DLRG - Jugend im Landesverband Hamburg