Beschluss der LJR-Vollversammlung vom 18. November 2010
Der Landesjugendring Hamburg fordert den Senat auf, die Freiwilligendienste junger Menschen zu stärken und auszubauen.
Dazu gehören insbesondere:
• eine in Hamburg einheitliche Förderung der klassischen Jugendfreiwilligendienste (FSJ/FÖJ) durch Mittel der Freien und Hansestadt Hamburg,
• der Aus- und Aufbau dieser Dienste, insbesondere durch die Schaffung eines Freiwilligen Soziales Jahres Politik und eines Freiwilligen Sozialen Jahr Jugendarbeit/Bildung, sowie
• eine kritische Haltung zum Vorhaben der Bundesregierung, einen Bundesfreiwilligendienst einzuführen.
Begründung:
Die Angebote des Freiwilligen Sozialen und des Freiwilligen Ökologischen Jahres finden bei jungen Menschen großen Anklang, jedoch übersteigt seit Jahren die Nachfrage das Angebot.
Der Landesjugendring Hamburg begrüßt es daher, wenn bundesweit die Träger des FSJ gestärkt (Stichwort: Befreiung des FSJ/FÖJ von der Umsatzsteuer), weitere Träger des FSJ geworben und Einsatzbereiche quantitativ und qualitativ ausgebaut werden („Weltwärts“, FSJ Sport, FSJ Kultur). Ferner sehen wir es positiv, wenn auf Länderebene, wie z. B. in Hamburg, mit Maßnahmen wie „FSJ Projekt Zukunft“ versucht wird, bislang im FSJ unterrepräsentierte Gruppen, etwa Jugendliche mit oder ohne Hauptschulabschluss sowie Jugendliche mit Migrationshintergrund, den Zugang zum FSJ zu erleichtern. Jedoch besteht weiterhin ein großer Bedarf nach mehr Einsatzstellen und auch nach mehr Trägern.
Für Jugendverbände wäre es attraktiv, wenn sie Einsatzstellen anbieten könnten. Umgekehrt könnte der neue Einsatzbereich Jugendarbeit/Bildung ggf. Politik attraktiv für junge Menschen sein. Schon jetzt bieten Jugendverbände vielfältige Möglichkeiten sich zu engagieren - neben dem „klassischen“ Ehrenamt, also einem Wahlamt auf Zeit, sind unterschiedliche Formen freiwilligen Engagements möglich. Auch der Zivildienst ist hier immer noch zu nennen, obwohl im Bereich der Jugendverbände in den letzten Jahren kontinuierlich Plätze verloren gingen. Ein Freiwilliges Soziales Jahr würde dieses Angebotsspektrum sinnvoll erweitern. Zum einen, weil es bereits Aktiven eine weitere Möglichkeit bietet, sich zu engagieren, zum zweiten - und das ist der wichtigere Aspekte – das FSJ eine zusätzliche Möglichkeit wäre, Jugendverbände überhaupt kennenlernen zu können.
Ziel der Freiwilligendienste ist es, die Bildungs- und Engagementfähigkeit von Jugendlichen zu erweitern. Jugendverbände als Orte nonformalen und informellen Lernens sind daher als Einsatzstellen theoretisch gut geeignet, praktisch sind jedoch in Hamburg kaum Plätze vorhanden. In Bundesländern mit Förderung durch die jeweiligen Landesregierungen ist das anders.
Dies ist jedoch ohne finanzielle Unterstützung des Senates nicht möglich. Anderen Trägern, die ebenfalls Leistungen gem. § 11 SGB VIII (Kinder- und Jugendarbeit) erbringen, dürfte es ähnlich gehen.
Die Entscheidung über eine Aussetzung des Wehrdienstes hat unmittelbar Einfluss auf den Zivildienst, aber auch mittelbar auf die Freiwilligendienste. Zum einen, weil seit einigen Jahren die Möglichkeit besteht, statt Zivildienst ein Freiwilliges Soziales Jahr abzuleisten, zum anderen, weil die Bundesregierung als Kompensation für den Einsatz von Zivildienstleistenden einen Bundesfreiwilligendienst plant. Da viele Organisationen ohne Zivildienst oder FSJ ihre Leistungen nicht im gewohnten Umfang erbringen können, ist die soziale Infrastruktur von sicherheitspolitischen Überlegungen abhängig. Vor diesem Hintergrund ist es von hohem sozialpolitischen Interesse, wenn die Freiwilligendienste unabhängig von diesen sicherheitspolitischen Überlegungen konzipiert und finanziert werden. Hamburg sollte seinen Einfluss in Bund-Länder-Arbeitsgruppen und im Bundesrat in diesem Sinne nutzen.
[Beschlossen auf der Vollversammlung des Landesjugendrings Hamburg am 18. November 2010]