Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2022, Rubrik Titelthema

Fehlende Jugendleiter/innen

Ein Blick auf die Juleica-Statistik der letzten Jahre

Von Jürgen Garbers, LJR Hamburg

In den Pandemiejahren haben junge Menschen und Jugendverbände große Einschränkungen hinnehmen müssen. Ferienfreizeiten und -reisen konnten kaum stattfinden, Gruppenstunden wurden in den digitalen Raum verlegt. Viele Einschränkungen konnten kreativ überbrückt werden. Und es ist ein gutes Zeichen, dass viele Hamburger Jugendverbände in diesem Sommer wieder ihre gewohnten Ferienfreizeiten anbieten können. Dennoch bleibt die Frage, welche Folgen die Coronapandemie auf die Jugendverbände nach über zwei Jahren Dauer hat. Und welche Auswirkungen davon womöglich längerfristig zu konstatieren sind. Erstmals liegen dazu jetzt belastbare Zahlen vor. Der Blick auf die Juleica-Statistik der letzten Jahre zeigt, was im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie weggebrochen ist.

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[Hinweis: Da die im Text besprochene Statistik zu umfassend für eine webbasierte Dartstellung auf dieser Seite ist, kann die Statistik hier als PDF heruntergeladen werden.]

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Die Basis. Jugendleiter/innen sind das Rückgrat der Jugendverbände. Sie halten die praktische Jugendverbandsarbeit am Laufen. Sie sind es, die Gruppenstunden abhalten, auf Ferienfreizeiten junge Menschen betreuen und viel Zeit für Organisatorisches aufbringen. Dafür haben sie eine Ausbildung durchlaufen, einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, sind ehrenamtlich in ihrem Jugendverband aktiv und haben am Ende die Jugendleiter/innencard, die Juleica, erhalten. Wenn dieser qualifizierte Nachwuchs den Jugendverbänden fehlt, sind ihre Aktivitäten elementar gefährdet.

In den Pandemiejahren galten für Juleica-Inhaber/innen Sonderregelungen. Auslaufende Karten wurden automatisch verlängert – ohne Nachweis einer Fortbildung, um zu den Bestand an Jugendleiter/innen zu halten. Zudem wurde es ermöglicht, die Ausbildungsseminare teilweise und in Hamburg gänzlich digital durchzuführen. Diese Möglichkeit hat u.a. der Landesjugendring in Hamburg genutzt und seine Seminare in den Pandemiejahren durchgeführt.

Was nun fehlt. Der Blick auf die Juleica-Zahlen im Zeitraum 2017 bis 2021 zeigt deutlich den Einbruch in den Pandemiejahren. Die aufgeführten Zahlen benennen die neu ausgestellten Karten, die automatisch verlängerten Juleicas sind nicht mit enthalten. Das erste Pandemiejahr 2020 führte in Hamburg zum größten Einbruch: Anstelle der rund 1.000 frisch ausgebildeten Jugendleiter/innen – wie in den »normalen« Vorjahren – konnten nur 606 neue Juleicas ausgegeben werden. Ein Rückgang um rund 43 Prozent. 2021 erholten sich die Zahlen etwas: 796 junge Menschen wurden zum/r Jugendleiter/in ausgebildet – ein Zuwachs um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zieht man jedoch auch hier das letzte Vor-Pandemiejahr 2019 zum Vergleich heran, zeigt sich ein fortgesetzter Verlust um rund 25 Prozent.

Hamburg liegt bei den Verlusten im Vergleich zu den anderen Bundesländern im vorderen Mittelfeld. Mit der Ausnahme von Sachsen, das seine Ausbildungszahlen relativ stabil halten konnte, haben alle anderen Bundesländer 2020 in der Spanne von rund 30 bis 70 Prozent und 2021 zwischen rund 20 bis 50 Prozent (jeweils im Vergleich zu 2019) an ausgebildeten Jugendleiter/innen verloren.

Kumulierte Zahlen. Interessant ist nun eine Hochrechnung – nach dem Motto, was wäre wenn. Also wenn es keine Pandemie gegeben hätte, und in den Jahren 2021 und 2022 die Jugendverbände ihre Ausbildungen »normal« hätten durchführen können. Diese Hochrechnung zeigt das Diagramm ganz unten. Es beschreibt in absoluten Zahlen und in Prozent den Zugewinn respektive Verlust an Jugendleiter/innen in den zwei Pandemiejahren im Vergleich zu den zwei Vorjahren. Für Hamburg bedeutet dies: ein Verlust von rund 660 jungen Menschen, die nicht – wie sonst – zum/r Jugendleiter/in hätten ausgebildet werden können oder in Prozent ein Minus von rund 32 Punkten. Wiederum liegt Hamburg damit bei den Verlusten im vorderen Mittelfeld im Ländervergleich. In vielen Bundesländern gab es einen größeren Einbruch, nur in Sachsen konnten positive Zahlen geschrieben werden.

Folgen. Die Juleica-Zahlen sprechen für sich. Fast ein Drittel weniger junge Menschen konnten in Hamburg ausgebildet werden. Diese Leute werden den Jugendverbänden fehlen. Da die Statistik nicht hergibt, welche Jugendverbände mehr oder weniger betroffen sind, ist an dieser Stelle eine Spekulation müßig, bei wem Verbandsleben und praktische Arbeit große Einschnitte durch die Pandemie erfahren haben. Festzuhalten bleibt, um die Folgen der Pandemie aufzuholen, braucht es große Anstrengungen. Und Hilfen, wie vom LJR-Vorstand im Positionspapier gefordert.