Landesjugendring Hamburg e.V.

Lasst die Jugend mitgestalten

Leserbrief von Fatih Ayanoglu, Landesjugendring Hamburg, zum Artikel im Hamburger Abendblatt: "Jugend ohne Lobby. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wenig wert uns Kinder und Jugendliche sind"(7./8. August 2021).

Sie haben Recht, die Interessen junger Menschen spielen für politische Entscheidungen kaum eine Rolle. Das ist leider nicht erst seit der Corona-Pandemie der Fall. Aber in den letzten Monaten war es unübersehbar. Das was die Lebensphase Jugend ausmacht – der selbstbestimmte Kontakt zu Gleichaltrigen, das gemeinsame Reisen, das Testen von Grenzen, das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit in einer Gruppe – all das wurde in der Pandemie mit einem Schlag unmöglich. Die Gründe dafür waren auch für junge Menschen nachvollziehbar und wurden mitgetragen. Das immer wiederkehrende Bild der unvernünftigen und sich den Regeln widersetzenden Jugendlichen trifft nicht die Realität. Umso schmerzlicher, dass es bis heute an dem Mindesten fehlt und es in Hamburg nach wie vor keine Möglichkeit dafür gibt, dass junge Menschen sich an der Gestaltung der Corona-Maßnahmen beteiligen können. Angesichts der Last, die sie zu tragen haben, ist das ein grober Fehler. Überraschend ist es nicht. Wir kennen es aus dem politischen Normalbetrieb, in dem die Beteiligung der Jugend zu oft nur eine leere Worthülse ist. Von der Senkung des Wahlalters in einigen Bundesländern einmal abgesehen, gibt es zu wenig festverankerte Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen. Und falls doch, orientieren diese sich zu selten an ihren spezifischen Bedürfnissen, sondern sind nur ein Abbild des Wunschdenkens der Politik. Und am Ende der abendlichen Jugendhilfeausschusssitzung wundern sich alle, warum wieder keine jungen Menschen teilgenommen haben und bestätigen sich darin, dass „die Jugendlichen“ wohl keine Lust auf Beteiligung haben. Nein, das stimmt so nicht. In Jugendverbänden, in Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit oder auch in informelleren Gruppen wird Demokratie von jungen Menschen täglich gelebt. Wie auch in der Klimapolitik, ist es eine Frage des grundlegenden Wandels, den politische Entscheider*innen mutig gestalten sollten. Denn wer alles wie früher macht, verpennt die Zukunft. Junge Menschen, die genau diese Zukunft vor sich haben, sehen das ziemlich klar. Gemeinsam mit anderen Akteuren versuchen wir als Landesjugendring Hamburg diese Perspektive immer wieder sichtbar zu machen.

Fatih Ayanoglu, Vorsitzender des Landesjugendrings Hamburg
https://www.abendblatt.de/leserbriefe/article233023561/Briefe-an-die-Redaktion-12-August-2021.html


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Bezug:
Hamburger Abendblatt, 7./8. August 2021
Rubrik Meinung: „Hamburger Kritiken: Jugend ohne Lobby. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wenig wert uns Kinder und Jugendliche sind“ – Von Matthias Iken
Quelle (hinter der Bezahlschranke): https://www.abendblatt.de/meinung/article232987385/Die-Jugend-ist-in-der-Corona-Krise-ohne-Lobby.html