Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2005, Rubrik Nachrichten

Nachrichten

Alternative Stadtrundfahrten / Mitteilungen

Eröffnung der neu gestalteten KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Am 3. und 4. Mai dieses Jahres wurde anläßlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers die KZ-Gedenkstätte Neuengamme am historischen Ort des ehemaligen Häftlingslagers eröffnet. Zur feierlichen Einweihung von Ausstellungs-, Begegnungs- und Studienzentrum hatten der Hamburger Senat und die KZ-Gedenkstätte Neuengamme eingeladen. Überlebende des ehemals größten KZ Nordwestdeutschlands und andere Interessenverbände, darunter auch der Arbeitskreis »Alternative Stadtrundfahrten«, hatten lange Zeit für ein würdiges Gedenken gekämpft hatten. Von Ole von Beust erhielten sie jetzt die Zusage, daß »ein Nebeneinander von Haftanstalt und Gedenkstätte unvereinbar« ist und auch das zweite und letzte Hamburger Gefängnis auf dem ehemaligen Lagergelände bis Ende des Jahres geschlossen werden soll. Um sich die Umgestaltungen und die neue Dauerausstellung, die sich auf 4000qm mit der Geschichte des ehemaligen Lagers und seiner Nachnutzung beschäftigt, anzuschauen, trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises »Alternative Stadtrundfahrten« am 6. Juni in Neuengamme. Auf dem Projekttag, der von Sandra Wachtel geleitet wurde, diskutierten sie die Veränderungen und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten der Arbeit mit Jugendgruppen vor Ort.

Antifaschistische Jugendarbeit – damals und heute
»Nazis vertreiben! Aber wie und wohin?« war das Thema von zwei gemeinsamen Veranstaltungen von SJD – Die Falken Hamburg und dem Jugendwerk der AWO Hamburg anläßlich der Befreiung von Faschismus und Krieg vor 60 Jahren. Am ersten Abend ging es um die Frage, welche Möglichkeiten junge Menschen aus der Arbeiterjugend in der Zeit des deutschen Faschismus bis 1945 hatten, ihren politischen Ideen treu zu bleiben oder gar Widerstand zu leisten. Mit methodischem Wechselspiel von Lesung und Bildmaterial über Nazizeit in Hamburg und speziell Eimsbüttel sowie Gesprächen mit Zeitzeugen (Robert Anderson und Ulrich von der Trenck, SAJler bzw. Falken aus Eimsbüttel) gelang es, einen Eindruck von den absolut schwierigen Verhältnissen in jener Zeit zu vermitteln. In der sehr angeregten und kontroversen Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, daß Widerstand im Hitlerfaschismus Lebensgefahr bedeutete, die nicht jedeR auf sich nehmen wollte und konnte. Nur die feste Überzeugung an eine menschlichere Welt hielt viele Freunde und Familien aus der ArbeiterInnenbewegung zusammen und motivierte sie nach der Befreiung am Wiederaufbau der Sozialistischen Jugend und der Falken engagiert und aktiv mitzuwirken. Am zweiten Abend der Veranstaltungsreihe diskutierten zahlreiche Jugendliche über antifaschistische Arbeit unter demokratischen Bedingungen. Wie können und sollen Jugendliche heute mit Nazis umgehen? Und welche Strategien und Aktionsformen sind dabei wirkungsvoll? Julia Koretzky (Jugendwerk der AWO), Peter Lenhart (SJD – Die Falken), Hans-Jürgen Plaumann (Geschichtswerkstatt Dulsberg) und Maren Riepe (LJR – Alternative Stadtrundfahrten) stellten zunächst ihre Arbeit vor und erläuterten die jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen antifaschistischer Jugendarbeit. In kleineren Gruppen diskutierten die Jugendlichen anschließend über ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit Neo-Nazis und ihre Erwartungen an antifaschistische Jugendarbeit. Mit großem Engagement stellten sie ihre Arbeitsergebnisse dem Plenum vor, stellten grundlegende Fragen zum Umgang mit Politik und Geschichte und diskutierten gemeinsam die Definition von »rechts« und »links« heute, – eine Frage, die viele für sich, aber niemand im Allgemeinen beantworten konnte.

»Gedenkstätte als Lernort« – Zeitgeschichtliches Forum der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen verschoben
In der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen findet am 24. Oktober 2005 ein Forum zum Thema »Lernort Gedenkstätte – neue Wege der außerschulischen Praxis« statt. Organisator der eintägigen Veranstaltung ist das Berliner Forum zur zeitgeschichtlichen Bildung, das eine ganze Reihe hochrangiger Vertreter aus Wissenschaft und Politik zur Diskussion eingeladen hat. Über die Rolle von Gedenkstätten als Partner außerschulischer Bildungsarbeit werden u.a. Renate Schmidt (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung), Dr. Matthias Heyl (pädagogischer Leiter der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Ravensbrück) und Prof. Dr. Günther Morsch (Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten) diskutieren. Neben kleineren Themenkreisen am Nachmittag bietet das Forum die Möglichkeit einer Informations- und Kontaktbörse. Die Teilnahme an dem Forum ist kostenfrei, allerdings ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Weitere Informationen sind bei Frau Grimm oder Frau Stüwe erhältlich, die telefonisch unter 03301-200200 oder per e-Mail (besucherdienst@gedenkstaette-sachsenhausen.de) erreichbar sind. (mr)