Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2006, Rubrik Titelthema

Die Geschichte vom Runden Tisch

Jugendorganisationen und Strukturen in St. Petersburg

Von Alexander Kostrikin, Ratsvorsitzender des St. Petersburger Runden Tisches der Jugend- und Kinderverbände

Nach den offiziellen statistischen Daten gibt es in St. Petersburg rund 400 Kinder- und Jugendverbände. Jedoch existieren mehr als die Hälfte dieser Organisationen nur auf dem Papier. Zudem gibt es noch die nicht eingetragenen Verbände. In der Regel sind das winzige Organisationen, die in Lehranstalten (Schulen, Kollegen, Hochschulen) oder an den staatlichen Vereinen für Kinderkunst – ehemalige Pioniervereine – tätig sind.

Der Runde Tisch der Jugend- und Kinderverbände in St. Petersburg wurde im Jahre 1993 gegründet und zählt heute 57 Mitgliedsorganisationen. Man kann sagen, dass alle in der Stadt relevanten Vereine Mitglieder des Runden Tisches sind.

Wenn man den Leitern dieser Organisationen glauben kann, ist jeder fünfte Jugendliche in St. Petersburg Mitglied eines Jugend- oder Kinderverbandes. Zur Zeit der Sowjetunion waren noch mehr als 60 % aller Jugendlichen Mitglieder der einzigen Jugendorganisation Komsomol. Aktuelle soziologische Umfragen zeigen, dass nur etwa 5% der Jugendlichen sich selbst zu den Mitgliedern der Jugend- und Kindverbände zählen. Die Umfragen belegen jedoch auch, dass mehr als Hälfte der Befragten Teilnehmer in einer Jugendorganisation werden wollen! Das Problem liegt darin, dass die Verbände häufig den Jugendlichen unbekannt sind, keine eigenen Versammlungsräume haben und die Öffentlichkeit nicht über ihre Tätigkeit informiert wird.
Die Anmietung von Räumen ist für Jugendverbände das größte Problem. In Sankt Petersburg sieht das Gesetz vor, dass Jugendverbände, die in einem bestimmten Register stehen, das Recht auf Mietermäßigungen haben. Dadurch zahlen sie theoretisch 20-mal weniger als kommerzielle Nutzer. Das praktische Verfahren ist jedoch heikel. In Absprache mit der städtischen Vermögensverwaltung sollen Jugendverbände zunächst einen Raum unter allgemeinen Bedingungen anmieten und erst danach das Recht auf Mietermäßigung in Anspruch nehmen. In der Praxis droht jedoch der Fall, dass die Jugendverbände ohne Unterstützung auf den hohen Mietkosten sitzen bleiben. Die Mehrheit der Organisationen hat daher keine eigenen Räume zur Verfügung.

Die Petersburger Stadtregierung hat vor kurzem die Entscheidung getroffen, ein Haus für mehrere Jugendorganisationen im ehemaligen Filmtheater »Meridian« zu errichten. Das Haus bietet – außer einem riesigen Saal mit 1000 Sitzen – jedoch nur Platz für kaum mehr als einem Dutzend Jugendverbände. Die Bürgermeisterin von St. Petersburg Walentina Matwijenko hat immerhin erklärt, dass solche Jugendhäuser in jedem der zwanzig Stadtteile eingerichtet werden sollen. Davon kann man aber nur träumen. Den Überlebenskampf gab es für Jugendorganisationen schon immer. Es ist genügt, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Exkurs in die Geschichte der Jugendbewegung

Die ersten Jugendverbände sind in Russland Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert in großen Städten entstanden – vor allem in St. Petersburg und in Moskau. Damals waren es studentische Landmannschaften und Bildungsverbände. Im Jahre 1900 wurde der Verband »Majak« (Leuchtturm) gegründet, der der seelischen, körperlichen und geistigen Entwicklung der Jugendlichen dienen sollte und ein Teil der Weltorganisation des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM) war. Dieser war der erste Jugendverein, in dessen Kuratorium auch die Mitglieder der Imperatorfamilie und Professoren der Petersburger Universität beteiligt waren. Zudem förderte der Amerikaner James Stock die Gründung des Vereines als Mäzen. Der Verband organisierte Ausbildungskurse zu den Verwaltungsberufen und baute eine Art Arbeitsamt auf. Zudem standen Ausflüge ins Grüne und Gymnastikunterricht auf dem Programm. 1905 erwarb »Majak« im Stadtzentrum ein ziemlich großes Gebäude, an das eine Sporthalle angebaut wurde. In dieser Sporthalle fand im Jahr 1912 der erste Basketball-Wettkampf Russlands statt.
1909 gilt als das Geburtsjahr der russischen Pfadfinder. Die ersten Scoutfeuer wurden in Pawlowsk in der Nähe von St. Petersburg und in Moskau gemacht. Die Pfadfinderbewegung hat sich im ganzen Land sehr schnell verbreitet.

Vor der Revolution 1917 wirkte zudem eine große Zahl an politischen Jugendorganisationen verschiedener Richtungen. In den zwanziger Jahren – nach der Revolution und nach dem Ende des Bürgerkrieges – nahm das Wachstum der Jugendbewegung weiter zu. Ihre Ausrichtung widersprach aber den Zielsetzungen der bolschewistischen Partei. Die Partei unterstützte allein den 1918 gegründeten kommunistischen Jugendverband Komsomol mit finanziellen Mitteln und Versorgungslieferungen. In einem hungernden Land verhalfen diese Sondermittel dem Komsomol zur Popularität. Auf dem dritten Komsomolkongress im Jahr 1920 hielt Wladimir Iljitsch Lenin eine Rede, in der er das Ziel der Organisation auf einen Begriff brachte: Lernen. Er begründete weiterhin die These von der Eigenständigkeit des Komsomol gegenüber der Partei. Jugendliche müssten unter grundlegend neuen und revolutionären Bedingungen aufwachsen und benötigen daher eine selbstständige Organisation, die gleichwohl mit der Kommunistischen Partei kooperieren und unter deren Leitung stehen solle. Im Jahre 1922 wurde unter Leitung des Komsomol eine Pionierorganisation gegründet, die vieles von den Sinnbildern und Traditionen der Pfadfinder übernahm, doch als Ziel die kommunistische Erziehung der Kinder setzte. Statt dem Gott, Vaterland und Mitmenschen treu zu sein, sagten Pioniere: »Zum Kampf für die Sache der kommunistischen Partei bin ich immer bereit!«
Der Komsomol hat nicht nur eine aktive Agitationskampagne angefangen, in der er sich mit anderen Jugendorganisationen ideologisch auseinandersetzte – er machte auch vor Pogromen und Denunziationen keinen Halt. Als Ergebnis wurden alle anderen Jugendorganisationen zum Ende der zwanziger Jahre verboten und derer Leiter verbannt. Für lange Zeit war der Komsomol die einzige Jugendorganisation im Land und entsprechend die Pioniere die einzige Kinderorganisation. Jedoch existierten in der UDSSR weitere gesellschaftliche Verbände, die sich aktiv an Jugendliche richteten und jüngere Leute als aktive Mitglieder zu gewinnen versuchten. Das waren freiwillige Vereine zur Unterstützung der Armee, Flugflotte und Marine, Vereine für Naturschützer, Vereine zum Grabenschutz, der Verein zur Wasserrettung, Sportvereine und andere. In den 70er Jahren wurde die Arbeit der unterschiedlichen Jugendstrukturen unter die Leitung des Komsomol gestellt.

In der Tat kann man über zwei Organisationen im Rahmen des Komsomol sprechen. Die erste hat die Komsomol-Nomenklatur vereinigt. Es war die Organisation der »Vorgesetzten« und der jungen Karrieristen, die danach zu Parteifunktionären, wirtschaftlichen und sowjetischen Leitern sowie Gewerkschaftsführern aufstiegen. Die zweite Organisation stand auf einer unteren Stufe auf dem Grund der direkten Arbeit mit Jugendlichen. Als »erste Zellen« war sie bei den Betrieben, an den Universitäten, Instituten und Schulen angesiedelt. Sie führte nicht nur ideologische Arbeit durch, sondern entwickelte auch verschiedene Freizeitaktivitäten: Tanzabende, Kunstwettbewerbe, Jugendlager und Kongresse, Ausflüge und Begegnungen. Es war eine reale Arbeit mit Jugendlichen. Daher war es nicht überraschend, dass nach der Auflösung des Komsomol im Jahre 1991 viele diese Basis-Initiativen fortexistierten und zum Teil in neuen Jugendverbänden aufgegangen sind.

Palette der Jugend- und Kinderverbände

Nachdem Präsident Michail Gorbatschow den Beginn von Perestrojka und Demokratie ausgerufen hatte, entstanden zahlreiche neue Jugendinitiativen, darunter einige mit Komsomol-Struktur. Wichtig war in diesem Prozess aber vor allem die Entstehung von Jugendzentren, die eine legale Arbeitsmöglichkeit für verschiedene Kunstgruppen (Musik, Theater usw.) als auch für junge Unternehmer anboten. Nach Inkrafttreten des Gesetzes über privates Unternehmertum wurden fast alle Jugendzentren aufgelöst – außer denjenigen, deren Tätigkeit kommerziell ausgerichtet war. So ist z.B. 1986 das Jugendzentrum auf der Wassiliewskij Insel in St. Pertersburg entstanden. Es ist Mitglied des Runden Tisches und unterstützt die Initiativen und Gruppen der alternativen Kultur. Auch in Hamburg ist dieses Zentrum bekannt. Im Jahr 1993 wurde von ihm in Kooperation mit den Stadtteilinitiativen »Unser Haus«, »Lola« und »Kulturpalast Billstedt« die alternativen St. Petersburger Kulturtage durchgeführt.
Die neuen Jugendorganisationen wurden unabhängig von Komsomol gegründet, manchmal jedoch auf ehemaligen Komsomol-Strukturen aufbauend. Die Pionierorganisation wurde – im Gegensatz zum Komsomol – nicht aufgelöst, sondern in eine neue ideologisch neutrale Föderation der Kinderverbände reorganisiert. Die Nachfolger der Pionierorganisation in St. Petersburg ist die interregionale Kindervereinigung »U-Piter«, deren Mitglieder mehrere Dutzend der Kinderclubs, Bewegungen und Gruppen sind. Sie wirken in den Schulen und in den Häusern für Kinderkunst (ehemalige Paläste der Pioniere). Diese Vereinigungen zählen rund 20.000 Mitglieder.

Anfang der 1990er kehrten auch die Pfadfinder-Organisationen und der CVJM zurück. Bei der erneuerten Tätigkeit des CVJM haben Verbände aus der Schweiz, aus den USA und aus Norwegen eine wichtige Rolle gespielt. In St. Petersburg sind einige lokale CVJM-Organisationen tätig. Eine davon ist Mitglied des Runden Tisches, zwei weitere sind Partnerorganisationen. Sie zählen sich nicht zu den religiösen Organisationen, kooperieren aber mit orthodoxen Priestern. Wie auch in anderen Ländern organisiert der CVJM Bildungs- und Freizeitaktivitäten und bietet seinen Mitgliedern an, an internationalen Lagern und Seminaren in anderen Ländern teilzunehmen. Junge orthodoxe Leute haben sich in einem Slawen-Jugendverband und der studentischen Assoziation »Pokrow« zusammengeschlossen.

Die Pfadfinder sind auf unterschiedlichen Wegen nach Russland zurückgekehrt; durch russische Emigranten, die im Ausland den Kinderorganisationen treu geblieben sind, um in ihren Kindern Patriotismus und Gläubigkeit (orthodoxer Glau-be) vermitteln zu können; durch Kontakte zu den internationalen Pfadfinderorganisationen und durch Initiativen vieler Betreuer, die über Pfadfindergruppen gelesen haben und diese ins Leben rufen wollten. Dies hat zur Entstehung mehrerer Pfadfinderorganisationen geführt. Anstatt die Vereinigung dieser verschiedenen Organisationen zu fördern, hat die Weltorganisation der Pfadfinderbewegung (WOSM) die unterschiedlichen Leiter mit ihren Intrigen gegeneinander aufgebracht. So ist der Versuch, diese Organisationen unter ein Dach zu bringen, bisher gescheitert. Die Nationale Organisation der Pfadfinder Russlands (NOSR) ist nur auf dem Papier existent. Russland wird daher von einer kleinen Moskauer Kinderorganisation in der WOSM repräsentiert, die vom russischen Erdölmagnaten Michail Chodorkowsskij gefördert wird. Es ist offensichtlich, dass diese Organisation mit Kindern wenig zu tun hat, sondern lediglich dazu dienen sollte, internationale Unterstützung für Chodorkowsskij erzeugen. Dieser war wegen Steuerhinterziehung und Unterstützung der Opposition ins Gefängnis gekommen.
In St. Petersburg wirken einige Pfadfindergruppen, die Mitglieder der ORJA (Organisation der russischen jungen Geheimagenten) sind, und ihre Geschichte von den ersten Pfadfindern, die sich in Emigration befanden, ableiten. Dazu gehören die Assoziation der St. Petersburger Pfadfinder sowie die Vereinigung der Recken, die mit orthodoxen Pfadfindern in Frankreich verbunden ist. Insgesamt sind 5000 Pfadfinder in St. Petersburg aktiv. An Lagern und Reisen nehmen noch weitere Tausend Kinder teil. Alle Pfadfinderorganisationen sind Mitglieder des Runden Tisches.

Zu den Kindervereinigungen zählt auch die Bewegung »Jugendliche für die Erneuerung St. Petersburgs«. Ihre Mitglieder – Teenager – machen Führungen durch die Stadt für ihre Altersgenossen. Eine weitere kleine Kinderorganisation, »Vorposten der Kultur«, ist ebenfalls nennenswert. Sie ist Mitte der 1980er Jahre entstanden, bezieht sich auf die Ideen der Pfadfinder und organisiert Rollenspiele zur Geschichte sowie zahlreiche Wasser-Aktivitäten.
Einige Organisationen sind vor allem an der Entwicklung internationaler Zusammenarbeit interessiert: »Junges Europa« tritt für den europäischen Föderalismus und für ein Visa-freies Reisen zwischen Russland und Europa ein. Die »Internationale Liga der Jugenddiplomatie« möchte die Jugendclubs unterschiedlicher Länder vereinigen und setzt sich mit der der Tätigkeit der Vereinten Nationen und der G8 auseinander. Das »Zentrum der Jugendkontakte« entwickelt Austauschprogramme für Fachleute der Jugendarbeit und für Studenten. Die Organisation »Die Welt ist klein« organisiert Lager für Freiwillige und Programme für russische Landsleute.
Eine große Anzahl der Mitglieder des Runden Tisches sind Sportvereine, die Zweikampf-Sportarten (Karate u.a.) sowie Abenteuerpädagogik anbieten. Wanderclubs wie »Lena« und »Paruss« (Segel) besitzen ihre eigenen Lager und machen Wanderungen auf Flößen, Boten oder Pferdeausflüge in malerische Orte der Petersburger Umgebung und nach Karelien. Außerdem werden integrative Abenteuerprogramme durchgeführt, an denen Jugendliche mit körperlichen Behinderungen teilnehmen können.
Zu den Mitgliedern des Runden Tisches gehören auch studentische Organisationen. Darunter sind sowohl studentische Assoziationen als auch Studentenverbände einer bestimmten Universität und ebenfalls studentische Gewerkschaften. In Russland haben Studierende seit der Sowjetzeit ein Recht auf Mitgliedschaft in den Gewerkschaften. An allen Universitäten und Hochschulen wirken daher studentische Gewerkschaften, die manchmal die Rolle der studentischen Selbstverwaltung übernehmen. Zum Runden Tisch zählen aus diesem Bereich der Ökologieclub der Studenten und Schüler der Baltischen Region sowie die Organisation AIESEC, ein Studentenverband, der KFF-Spiele organisiert (Klub der Fröhlichen und Findigen – ein berühmtes TV-Spiel, wo Mannschaften der verschiedenen Universitäten über Theaterveranstaltungen, Scherzen und selbst geschriebenen Liedern miteinander konkurrieren). Die ökologische Richtung im Runden Tisch wird auch von der Kinderorganisation »Freunde Baltikums« und vom Öko-Club »Neposseda« (Unruhige Menschen) repräsentiert, der ökologische und archäologische Expeditionen für Kinder organisiert.
Die Organisation »Stadt der Jugend« wiederum unterstützt verschiedene jugendliche Initiativen. Unter ihrem Dach wird die Zeitung »Lateinviertel« verlegt, es existieren weiterhin der Klub der jungen Journalisten und eine Foto-Schule. Zudem werden in der Organisation freiwillige Aktionen vorbereitet.
Die Freiwilligen, die die Stadtdenkmäler pflegen, gehören zur Assoziation der jungen Leiter (AJL). Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt aber auf einem besonderen Programm zur Entwicklung von Führungs- und Kommunikativfähigkeiten, das durch ein Trainingsystem und über Jugendkonferenzen realisiert wird. Seit einigen Jahren wird vom AJL der Wettbewerb »Anführer des XXI. Jahrhunderts« für Leiter von Organisationen durchgeführt. Die Petersburger Gewinner nehmen dann an russlandweiten Wettbewerben teil, wo sie Preise und Diplome gewinnen können.
Der Russische Jugendverband – Nachfolger des russischen Komsomol – ist in St. Peterburg nicht besonders aktiv. Immerhin hat er eine eigene Abteilung.
In St. Petersburg leben traditionell mehrere Nationalitäten. Viele davon schaffen ihre national-kulturellen Organisationen. Vor kurzem wurde das Zentrum der nationalen Kulturen eröffnet. Unter diesen Nationalgruppen existieren auch Jugendgruppen, zwei davon – eine aserbaidschanische und eine armenische – sind offizielle Mitglieder des Runden Tisches.
Sozialprojekte werden vom Zentrum »Perspektive« realisiert. Das Zentrum hat eine Werkstätte errichtet, in der Jugendliche nicht nur Arbeitserfahrungen sammeln, sondern auch Geld verdienen können. Der Klub »Totleben« sowie die Organisation »Das rechte Ufer« bieten Schülern und Studierenden Arbeitsmöglichkeiten in den Schul- und Semesterferien.
Zum Runden Tisches gehören auch die Jugendorganisationen aller politischen Richtungen: Kommunistische Jugendverbände, Junge Sozialdemokraten und Junge Sozialisten, die Organisation »Falkon«, Liberale Demokraten, die Jugendgarde des »Einheitsrusslands« und der Jugendverband »Apfel«. Der Runden Tisch hat Partnerschaftsvereinbarungen mit allen Parteien initiiert, die im russischen und städtischen Parlament vertreten sind.

Der Runde Tisch der Jugendverbände

Der St. Petersburger Runde Tisch der Kinder- und Jugendverbände hat eine Schirmstruktur, die dem Aufbau eines Landesjugendringes sehr ähnlich ist. Im Gegensatz zu deutschen Jugendverbänden, die schon zur Zeit der Weimarer Republik entstanden und somit auf eine lange Tradition zurückblicken, haben die russischen Jugendverbände eine sehr junge Geschichte. Dennoch konnte der St. Petersburger Runde Tisch in seiner 13-jährigen Existenz beweisen, dass er für seine Mitglieder wichtig und sinnvoll ist. Der St. Petersburger Zusammenschluss war die erste Organisation dieser Art in Russland. Weitere Runde Tische entstanden in anderen Regionen nach ähnlichem Modell. Zurzeit funktionieren diese Strukturen in 35 Regionen Russlands (von 88).
Die Tätigkeit des Runden Tisches ist in zwei Bereiche geteilt – nach außen und nach innen. Nach außen vertritt der Runde Tisch die Jugendorganisationen vor allem in den Regierungsorganen des Landes sowie im Nationalrat der Jugendverbände Russlands (NYCR), im Baltischen Jugendforum (BYF) und in anderen internationalen Strukturen. Die innere Tätigkeit des Runden Tisches besteht darin, Informationen weiter zu geben, Jugendleiter-Schulungen zu organisieren sowie Koordination und Mithilfe bei Aktivitäten zu leisten. Mit der Stadtverwaltung vereinbarte der Runde Tisch 1994 eine Zusammenarbeit bei der Erarbeitung und Durchführung der Jugendpolitik.
Einmal im Jahr (April/Mai) besprechen die Jugendorganisationen bei einer dreitägigen auswärtigen Tagung ihr Budget und die Entwicklung der Jugendpolitik der Stadt. So wurden vom Runden Tisch mehrere große Jugendkonferenzen und Ausstellungen sowie 1996 ein Kongress der Jugendorganisationen der Partnerstädte St. Petersburgs durchgeführt. Zum 300. Jahrestag der Stadt hat ein großes Jugendfestival stattgefunden, ein ähnliches »Festival der Freundschaft« wurde 2005 durchgeführt und ist für den Herbst 2006 geplant. Jeden September machen die Jugendorganisationen Ausflüge zu dem malerischen Ufer des Wuoksasees, wo ein Wandertreffen stattfindet, bei dem nicht nur Abenteuerpädagogik und Wettbewerbe zur Orientierung auf dem Programm stehen, sondern auch Lieder am Lagerfeuer, ein Wettbewerb für Köche und vieles mehr.
In der Nord-Westlichen Akademie des Staatsdienstes findet jährlich ein zweimonatiges Programm für Leiter und Leiterinnen der Jugendorganisationen statt. Im Laufe des Jahres werden vom Runden Tisch verschiedene Treffen und Seminare zu aktuellen Problemen organisiert. Die gemeinsamen Treffen des Runden Tisches finden jeden Monat in einem der schönsten Paläste der Stadt, im Palast der Arbeit, statt, in dem sich auch der Zusammenschluss der Gewerkschaften befindet. Der Vorstand trifft sich je nach Bedarf in einem kleinen Büro, in dem bis vor kurzem tatsächlich ein runder Tisch aufgestellt war.
Zur Zeit sind im Runden Tisch der internationale Sekretär und der Büroleiter ehrenamtlich tätig. Das Budget der Organisation beträgt in etwa eine Million Rubel im Jahr (rund 30.000 Euro). Diese Geldmittel werden von der Stadt zur Verfügung gestellt. Sie dürfen aber nicht für laufende Tätigkeiten ausgegeben, sondern sind für bestimmte Veranstaltungen vorgesehen.

Wir laden die Jugendverbände Hamburgs zur Zusammenarbeit ein und freuen uns darüber, Sie in St. Petersburg willkommen zu heißen. Im nächsten Jahr ist der 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft zwischen St. Petersburg und Hamburg. Dieses Jubiläum muss gefeiert werden!!



(übersetzt von Tanja Larina)