Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2022, Rubrik Titelthema

Hamburg, meine Stiftungsperle

Von Johanna Kuhnert, Stiftungsbüro Hamburg

Stiften hat in Hamburg eine sehr lange Tradition. Die älteste Stiftung Hamburgs besteht schon seit fast 800 Jahren: Im Jahr 1227 stifteten wohltätige Hamburger:innen das »Hospital zum Heiligen Geist«. Seitdem hat sich viel getan in der Hamburger Stiftungslandschaft: Etwa 1470 Stiftungen gibt es in Hamburg, Deutschlands Stiftungshauptstadt, – und jährlich kommen 20 bis 25 hinzu.

Verbindungen zu Stiftungen sind an verschiedenen Orten in der Stadt erkennbar. Zum Beispiel sind auch die großen Hamburger Museen Stiftungen. Selbst die Alsterfontäne, die von April bis Oktober das Alsterwasser täglich bis zu 60 Meter hochschießt, verdankt ihren Fortbestand einer Stiftung. Oftmals fast unbemerkt engagieren sich Stiftungen, und die Themenvielfalt ist immens. Auch ungewöhnliche Zwecke sind darunter: Beispielsweise gibt es in der Hamburger Sankt-Jacobi-Kirche eine Stiftung, die einmal im Jahr Damenunterwäsche verteilt, so hat es die Hamburgerin Johanna Margaretha Eding im Jahr 1762 in ihrem Testament verfügt.

Vielfalt des Engagements. Stiftungen bilden einen wichtigen Pfeiler des Gemeinwohls in Hamburg. Sie unterstützen überall dort, wo öffentliche Gelder nicht ausreichen – gezielt und unbürokratisch. Sie ermöglichen etwa Kultur- und Bildungsprogramme, finanzieren Wissenschaft und Forschung oder helfen Menschen mit Behinderung und sozial Benachteiligten. Die meisten Hamburger Stiftungen engagieren sich in den Bereichen Gesellschaft, Bildung und Wissenschaft. Manche Stiftungen unterstützen Personen unmittelbar, andere entwickeln eigene Projekte und Programme (operative Stiftungen) und wieder andere verschreiben sich der ausschließlichen Förderung von Dritten (fördernde Stiftungen), etwa Forschungsprojekten. Um den jeweiligen Stiftungszweck umzusetzen, arbeitet der Großteil der Stiftungen, die sich in Hamburg engagieren, tatsächlich mit einem Stiftungskapital von unter einer Million Euro.

Dem Stiftungszweck verpflichtet. Stiftungen sind per se nachhaltig, denn sie sind für die Ewigkeit gedacht. Wer eine Stiftung gründet – ob als Einzelperson oder in einer Gemeinschaft –, trennt sich für immer von einem Anteil seines Vermögens. Darüber hinaus können auch Unternehmen Stiftungen gründen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Wichtig bei jeder Stiftungsgründung ist, dass das Stiftungsvermögen ausschließlich für den ausgewiesenen Stiftungszweck verwendet werden darf. Damit eine Stiftung ihre Aufgaben kontinuierlich erfüllen kann, bleibt das gestiftete Vermögen als Grundkapital unantastbar. Die Stiftung ist verpflichtet, es sicher und gewinnbringend anzulegen. Aus den so erwirtschafteten Erträgen finanziert sich die gemeinnützige Arbeit. Sichergestellt wird dies unter anderem durch die Kontrolle der in allen Bundesländern eingerichteten Stiftungsaufsicht. In Hamburg sitzt diese in der Justizbehörde.

An Hamburgs Seite – auch während Krisenzeiten. Eine langjährige und vielfältige Stiftungsarbeit prägt Hamburg – ganz im Sinne des auf Ewigkeit angelegten Grundgedankens. Stiftungen unterstützen Kultureinrichtungen wie die Historischen Museen Hamburgs und die Hamburgische Staatsoper, sie ermöglichen soziale Arbeit wie zum Beispiel die der Hamburger Tafel, sie bieten mit über 100 Wohnstiften dauerhaft bezahlbaren Wohnraum, schützen die Umwelt, entwickeln Bildungsangebote und fördern Wissenschaft. Die Bedeutung von Stiftungsarbeit zeigt sich nicht zuletzt auch in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie. So konnten schnell und unbürokratisch lokale, regionale und überregionale Hilfsprogramme initiiert werden, darunter ein Hilfsfonds für Künstler:innen sowie Programme für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ebenso wie Lerninitiativen und gemeinschaftliches Engagement gegen Vereinsamung in Zeiten notwendiger Kontaktbeschränkungen.

Stiftungsbüro Hamburg. Information, Austausch und Vernetzung: Wir machen die Arbeit der Hamburger Stiftungen und die Stiftungsidee für die Bürger:innen der Stadt sichtbar und bringen Hamburger Stiftungen zusammen. Das Stiftungsbüro Hamburg organisiert Veranstaltungen wie die Hamburger Stiftungstage und bietet Vernetzungsformate für Stiftungen. Wir sind in der BürgerStiftung Hamburg verortet, finanziert wird das Stiftungsbüro durch den Initiativkreis Hamburger Stiftungen. Hier haben sich die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., die BürgerStiftung Hamburg, die Claussen-Simon-Stiftung, die Dorit-und-Alexander-Otto-Stiftung, die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG, die Joachim Herz Stiftung, die Körber-Stiftung sowie die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius zusammengeschlossen. Unterstützt werden die Aktivitäten des Stiftungsbüros zusätzlich von der Patriotischen Gesellschaft von 1785 und der NORDMETALL-Stiftung.

Hamburger Stiftungstage. Fahrradtour, Hörspaziergang, Podiumsdiskussion, Infostand: Das dezentrale Veranstaltungsprogramm findet vom 15.–21. Juni 2022 in ganz Hamburg und digital statt. Stiftungen bieten Einblicke in ihrer Arbeit, laden zu Informations- oder Mitmachaktionen ein und zeigen, auf welche Weise sie sich in Hamburg engagieren – oder Engagement gefragt ist. Auch Beratungsangebote zu Fördermitteln sind Teil des Programms. Mit den Hamburger Stiftungstagen leisten wir einen gemeinsamen Beitrag zu mehr Sichtbarkeit und Transparenz im Stiftungswesen.

Fest der Stiftungen. Erlebbar machen, was Stiftungen tun – diesem Motto folgt auch das Fest der Stiftungen in Planten un Blomen am 18. Juni 2022 als Teil der Hamburger Stiftungstage. Das Fest bietet ein abwechslungsreiches Musik- und Kulturprogramm, an dem sich viele Stiftungen mit ihren Projekten zum Schwerpunkt gesellschaftlichen Zusammenhalt beteiligen. Auf der Bühne des Musikpavillions finden dazu passend Konzerte, Zirkus-, Theater- und Tanzaufführungen statt, mit dabei sind u. a. Rap for Refugees, Spielbudenfestival und Living Music Box (Barner 16). Auch rund um den Musikpavillion wird Stiftungsarbeit hautnah erlebbar. Jede:r kann stiftungseigene oder geförderte Projekten kennenlernen, sich informieren oder sogar mitmachen. Stiftungen bieten Austausche, Lesungen, Yoga im Park oder Recycling-Bastelaktionen an – und zum Abschluss findet um 22 Uhr ein Wasserlichtkonzert statt. Für beste Unterhaltung, Kaffee und Kuchen sowie Herzhaftes vom Food Truck ist gesorgt, ob bei einer spontanen oder gezielten Unterbrechung des Spaziergangs.

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Info
Stiftungsbüro Hamburg | Schopenstehl 31, 20095 Hamburg | T. (040) 878 89 69 – 60 | info@remove-this.stiftungsbuero-hamburg.de | www.hamburger-stiftungen.de