Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2018, Rubrik Titelthema

Mehr als 100 Lieder

Interview mit bilbo (Nelio), Lasse, voru (Hanna) und souri (Hannah), Sippe Steinkauz im Stamm Fridtjof Nansen beim Bund Christlicher Gemeinde-Pfadfinder


Seit wann seid Ihr Pfadfinder?

bilbo (13): Ich bin seit sieben Jahren Pfadfinder – seit meinem sechsten Lebensjahr. In unsere erste Klasse an der Albert-Schweitzer-Gesamtschule kamen damals Pfadfinder und haben für die Pfadfinderei geworben. Das hat gewirkt.

souri (14): Ich bin erst vor fünf Jahren dazugekommen. Wir waren dann gemeinsam in der Meute.

Wie unterscheidet sich eine Meute von einer Sippe?

voru (13): Wenn man mit unter zehn Jahren zu den Pfadfindern kommt, dann fängt man zunächst in der Meute mit vielen Kindern gemeinsam an. Dort wird viel gespielt und gebastelt. Erst in der Sippe beginnt dann das richtige Pfadfinderleben. Wir lernen dann wichtige Techniken – wie eine Kohte aufzubauen oder Feuer zu machen. Ebenso starten dann die richtigen Fahrten.

Lasse (14): In der Meute gibt es auch schon Fahrten, meistens am Wochenende. Unsere erste Tour ging mit dem Fahrrad durch Mecklenburg-Vorpommern.

In der Sippe habt Ihr gewiss längere Fahrten unternommen?

souri: Wir unternehmen immer große Sommerfahrten. Diese sind dann rund zwei Wochen lang. Letztes Jahr waren wir in der Toskana. Davor sind wir durch Schottland gewandert und vor drei Jahren waren wir in Schweden.

Diese Touren habt Ihr zusammen mit Eurem Sippenführer übernommen?

bilbo: Ja, wir haben zwei Sippenführerrinnen. Doch diese beiden sind zur Zeit nicht mehr in Hamburg. Die eine studiert in Kiel und kann daher nur noch zu den Fahrten mitkommen. Und die andere ist für ein halbes Jahr auf Weltreise. Daher leiten wir uns in der Sippe jetzt allein.

Klappt das?

souri: Ja, sehr gut. Wir haben uns die Aufgaben innerhalb der Sippe aufgeteilt. Zum Beispiel kümmert sich einer um die Kasse, ein anderer um die Organisation, das Material pflegt der nächste und ein anderer kümmert sich um Feste.

bilbo: Ohne unsere Sippenführerinnen merkt man erst, wie viel zu organisieren ist. Man muss vieles mitdenken: den Kontakt zum Stamm halten, viele Emails lesen und beantworten. Sonst bekäme man eventuell ja etwas nicht mit. Jetzt müssen wir halt alles selber planen. Aber an den Sippen-Abenden hat sich im Grunde sonst nicht viel verändert.

Ihr trefft Euch hier im Gemeindeheim wöchentlich. Wie läuft das?

Lasse: Wir haben für unsere Treffen einen Halbjahresplan. Für jeden Sippenabend ist etwas geplant. Wir machen ganz verschiedene Dinge: Wir backen oder kochen zusammen, wir spielen – und manchmal erlernen wir verschiedene Pfadi-Techniken. Heute haben wir vor, eine Fotostory zu machen. Aber wir unternehmen auch Ausflüge: Zum Beispiel gehen wir mal zum Schlittschuhlaufen oder ins Freibad. Wenn wir mal keine Lust zu einer geplanten Aktion haben, dann werfen wir die Planung über den Haufen und machen etwas ganz anderes.

Zeltet Ihr schwarz, also in schwarzen Kohten?

voru: Ja, selbstverständlich.

Diese sind doch sehr schwer, oder? Dann habt ihr unterwegs doch viel zu schleppen …

souri: Das stimmt leider, dafür sind sie sehr robust. Und man kann drinnen ein Feuer machen. Ansonsten reduzieren wir uns beim Gepäck auf das Wesentliche.

Wie lang sind Eure Wanderungen auf einer Fahrt?

Lasse: Das ist recht unterschiedlich. Auf der ersten Sommerfahrt nach Schweden sind wir zwischen fünf und 14 km gelaufen. In Schottland waren die Tagestouren sogar noch länger. Dort sind wir zuweilen bis zu 20 km am Tag gewandert. In Italien war es sehr heiß, und so haben wir nur kürzere Touren gemacht.

souri: Wir sind schließlich in der Toskana an einem kleinen See angelangt. Von dort aus haben wir kleine Wanderungen gemacht. Meist nur eine Stunde lang wegen der Hitze. Wir sind recht schnell an den See zurückgekehrt, um zu baden und am Wasser zu spielen.

Es gibt ja sehr unterschiedliche Pfadfinder. Einige zelten statt in Kohten auch in Plastikzelten. Wie traditionell seid Ihr denn?

voru: Schon recht traditionell. Plastikzelte sind bei uns undenkbar. Wir zelten ausschließlich in Kohten und nehmen zum Beispiel auch keine Taschenlampe mit. Zur Orientierung nutzen wir einen Kompass.

Handys sind verboten?

voru: Ja, alle elektronischen Geräte sind auf einer Fahrt tabu. Wir nehmen nur ein Notfall-Handy mit.

Ist das für Euch schwer, die gewohnten technischen Helfer zu Hause zu lassen?

bilbo: Das ist nicht so schwer. Wir nutzen das Handy auch sonst nicht so häufig. Und Andere, die es viel nutzen, merken dann bei den Pfadfindern, dass es viel cooler ist, sich zu unterhalten, als ständig auf das Ding zu gucken. Ich finde es generell gut, dass wir unsere Sippenabende und Fahrten ohne technische Geräte machen. Diese Tradition ist ziemlich grundlegend bei den Pfadfindern und wird auch fortbestehen.

Welche Rolle spielt Musik auf Euren Treffen?

bilbo: Wir singen – begleitet von der Gitarre – immer am Anfang und am Ende unseres Sippenabends. Wir lernen sehr viele Lieder auswendig. Ich schätze, wir können schon über 100 Lieder auswendig. Und wir haben auch schon mal beim HaSiWe, dem Hamburger Singe-Wettstreit, mitgemacht.

Lasse: Und gleich gewonnen!

Mit welchem Lied?

voru: Das haben wir selbst gedichtet, der Refrain ist schwedisch, die Strophen sind auf Deutsch. Wir haben es in Erinnerung an unsere Sommerfahrt nach Småland in Schweden geschrieben und unsere Eindrücke der Landschaft darin beschrieben.

Nach welcher Melodie geht das Stück?

souri: Das haben wir auch selbst für die Gitarre komponiert. Mitsamt eines Flötensolos. Es ist ein sehr schönes Lied geworden. Fast so schön wie die Fahrt damals.

(Das Interview führte Jürgen Garbers, LJR Hamburg)