Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2017, Rubrik Titelthema

Hamburger Angebote der Kinder- und Jugendarbeit

Einsichten und Fragestellungen auf Basis amtlicher Daten

Von Jens Pothmann, Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik

Ende Februar diesen Jahres hat das Statistische Bundesamt Ergebnisse zu der neu konzipierten amtlichen Statistik zu den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit vorgelegt. Das Konzept für die Erhebung zur Kinder- und Jugendarbeit sieht keine vollständige Vermessung des Arbeitsfeldes über die amtliche Statistik vor (vgl. AKJStat 2014, S. 72ff.). Vielmehr sind für die Erfassung Abgrenzungen beim Erhebungsbereich vorgenommen worden, und zwar: Anerkennung des durchführenden Trägers, öffentliche Förderung des Angebots sowie der inhaltliche Bezug des Angebots zu § 11 SGB VIII (siehe methodische Hinweise I).
Die nachfolgenden Auswertungen beschreiben Eckwerte zu den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit und unternehmen erste Versuche einer Einordnung dieser Daten. Der Fokus liegt dabei auf den Bundesergebnissen sowie angesichts des Veröffentlichungskontextes auf den Resultaten für den Stadtstaat Hamburg. [1]
 
Angebote der Jugendarbeit im Überblick

Die anerkannten Träger der Kinder- und Jugendhilfe haben im Jahre 2015 mit öffentlichen Fördermitteln bundesweit 19.339 offene Angebote im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit durchgeführt; rund 4 % dieser Angebote (766) weist die Statistik für Hamburg aus. Ferner erfassten die Statistischen Landesämter bundesweit 23.841 regelmäßige gruppenbezogene Angebote, darunter 947 in Hamburg durch das so genannte »Statistikamt Nord«. Das entspricht ebenfalls einem Anteil von 4 %. Hinzu kommen für Deutschland insgesamt 30.282 Ferienfreizeiten, darunter 706 in Hamburg (2 %), 26.182 Aus- und Fortbildungen, darunter 528 in Hamburg (2 %), 14.088 Projekte, darunter 220 in Hamburg (2 %) sowie 26.796 Feste, Konzerte und andere Veranstaltungen, darunter 924 in Hamburg (3 %).
Für eine erste Einordnung dieser Hamburger Resultate im Kontext der Bundesergebnisse hilft ein Blick in die Bevölkerungsstatistik (1), aber auch in die jährliche Erhebung der öffentlichen Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe (2):

1. Die am 31.12.2015 laut amtlicher Bevölkerungsstatistik für Hamburg ausgewiesenen 256.850 jungen Menschen im Alter von 6 bis 21 Jahren entsprechen einem Anteil von 2,1 % aller in Deutschland lebenden Personen in dieser Altersgruppe.

2. Die für 2015 amtlich erfassten Aufwendungen der öffentlichen Gebietskörperschaften für die Kinder- und Jugendarbeit belaufen sich für Deutschland insgesamt auf 1,77 Milliarden Euro bzw. ohne die Ausgaben der obersten Bundesjugendbehörde auf 1,58 Milliarden Euro. Hier enthalten sind auch 35,14 Millionen Euro oder auch 2,2 %, die in der Statistik für den Stadtstaat Hamburg ausgewiesen werden.

Demnach ist allein der Umfang der für Hamburg gemeldeten öffentlich geförderten Angebote tendenziell höher, als man das angesichts von Bevölkerungszahlen und Ausgabenstatistik hätte vermuten können. Dies gilt insbesondere für die offenen und die gruppenbezogenen Angebote.

Offene Angebote
Hinter der bundesweiten Gesamtzahl von 19.339 offenen Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit oder auch den 766 Angeboten für Hamburg verbergen sich unterschiedliche Angebotstypen (siehe auch methodische Hinweise II). Bei einer Unterscheidung von einrichtungsbezogenen und mobilen Angeboten weist die Hamburger Kinder- und Jugendarbeit einen besonders starken Einrichtungsbezug auf. Während bundesweit 87 % der offenen Angebote einen Einrichtungsbezug aufweisen und rund 13 % einen eher mobilen Charakter haben, liegt das Verhältnis für die offenen Angebote in Hamburg bei 95 % zu 5 %.

Lässt man die mobilen Angebote unberücksichtigt und bleibt bei den offenen einrichtungsbezogenen Angeboten, so wurden die bundesweit gezählten 16.815 Angebote von 602.562 so genannten »Stammbesucher/innen« genutzt (siehe methodische Hinweise II); die sporadischen Nutzer/innen offener Angebote werden hierbei nicht mitgezählt. Die Zahl der Stammbesucher/innen entspricht im Durchschnitt 36 jungen Menschen pro Angebot. Für Hamburg liegt dieser Mittelwert mit 46 Personen pro Einrichtung bei einer Gesamtzahl von 725 einrichtungsbezogenen Angeboten und 33.031 Stammbesuchern/innen deutlich höher.

Allerdings verdecken diese Mittelwerte bei den einrichtungsbezogenen Angeboten – die mobilen Angebote bleiben hier unberücksichtigt –, dass bundesweit lediglich für 7 % der offenen Angebote eine Zahl zwischen 31 und 40 Stammbesucher/innen ausgewiesen wird und für Hamburg lediglich knapp 5 % der erfassten Angebote im Bereich der gemittelten 46 jungen Menschen pro offenem Angebot liegen (vgl. Abb. 1). Mehrheitlich verzeichnen die offenen Angebote vielmehr sowohl für Deutschland als auch für Hamburg zwischen 11 und 20 Stammbesucher/innen. Allerdings fällt auch jeweils ein nicht unerheblicher Teil der einrichtungsbezogenen Angebote in die Kategorie 51 und mehr Stammbesucher/innen. Zumindest rechnerisch erklärt sich hierüber auch der unerwartet hohe Mittelwert für die Stammbesucher/innen pro Angebot. Nicht beantwortet werden kann hingegen an dieser Stelle die Frage nach der Validität der Ergebnisse im Allgemeinen und des erheblichen Unterschiedes zwischen dem Hamburger Ergebnis und dem für Deutschland insgesamt im Besonderen.
 

Bundesweit haben 2015 laut amtlicher Statistik 753.182 Stammbesucher/innen offene Angebote genutzt – einrichtungsbezogene und mobile. Bezieht man diese Zahl auf die Kernzielgruppe der Kinder- und Jugendarbeit – hier junge Menschen im Alter von 6 bis unter 22 Jahren – bedeutet das, dass bundesweit 6 % dieser Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Jahr 2015 regelmäßig ein solches Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit genutzt haben. [2] Diese Reichweitenquote scheint im Vergleich zu anderen Untersuchungen zumindest für Deutschland insgesamt alles in allem ein belastbares Datum darzustellen (vgl. Pothmann 2017, S. 8), zumal auch die Sachverständigenkommission des 15. Kinder- und Jugendberichts von ähnlichen Werten ausgeht (vgl. Deutscher Bundestag 2017, S. 382). Für Hamburg liegt diese Quote laut amtlicher Statistik mit 14 % allerdings deutlich höher. Diese Abweichung ist möglicherweise mit kommunalen Besonderheiten der Hamburger Kinder- und Jugendarbeit zu erklären. Sie könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass möglicherweise Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im großstädtischen Milieu eine größere Reichweite haben, allerdings kann eine solche These beispielsweise durch die Untersuchung von Seckinger u.a. (2016, S. 148ff.) empirisch nicht bestätigt werden.  Gruppenbezogene Angebote
Aufgrund der Erfassungskriterien (siehe methodische Hinweise I und III) kann die Statistik nicht den Anspruch erheben, alle Varianten regelmäßiger Gruppenstunden und auf Dauer angelegter AGs im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit zu erfassen. Das ist insbesondere mit Blick auf die Erfassung der Jugendverbandsarbeit über diese Statistik zu beachten. An allen rund 24.000 in der Statistik für Deutschland insgesamt erfassten gruppenbezogenen Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit mit einer öffentlichen Förderung haben im Jahr 2015 im Schnitt 26 junge Menschen teilgenommen. In der Summe ergibt dies knapp 620.000 Teilnahmen (siehe methodische Hinweise III). Dabei wurde nicht erhoben, wie viele Personen mehrere Angebote genutzt haben. Für die Hamburger Kinder- und Jugendarbeit weist die KJH-Statistik fast 950 entsprechende Angebote von hiesigen anerkannten freien Trägern aus, für die fast 25.000 Teilnehmende ausgewiesen werden (vgl. Tab. 1).

Bei der Teilnehmerzahl gruppenbezogener Angebote wird sowohl für Deutschland insgesamt als auch für Hamburg am häufigsten, d.h. bei immerhin jedem dritten zur amtlichen Statistik gemeldeten Angebot, eine Gruppengröße von 6 bis 10 Personen genannt (vgl. Tab. 1). Addiert man die in der KJH-Statistik am häufigsten genannten 3 Gruppengrößen, so liegt die Teilnehmerzahl bei etwa zwei Dritteln der Gruppenangebote zwischen 6 und 20 Personen. Summiert man die Gruppengrößen bis zu 15 Teilnehmenden auf, kommt man auf einen ähnlich hohen Anteil (Tab. 1). Diese Quoten scheinen belastbar zu sein, zumal Gadow/ Pluto (2014, S. 140) im Rahmen einer Aufarbeitung des Forschungsstandes zur Jugendverbandsarbeit von 65 % der Jugendgruppen mit einer Teilnehmerzahl von bis zu 15 Personen ausgehen. Allerdings besteht laut amtlicher Statistik immerhin auch eine beträchtliche Anzahl von Gruppen aus 26 und mehr Teilnehmenden (vgl. Tab. 1). Der seitens der Statistischen Ämter ausgewiesene Mittelwert zur Gruppengröße liegt für Deutschland und Hamburg bei jeweils 26 jungen Menschen. Dies verweist auf eine ungewöhnlich hohe Zahl von Angeboten mit weit mehr als 26 Teilnehmenden, was aber zurzeit mithilfe der veröffentlichten Standardtabellen nicht näher untersucht werden kann, sondern erst mit den zurzeit noch nicht verfügbaren Einzeldaten. Jedenfalls weichen die gemittelten Ergebnisse der KJH-Statistik erheblich von den Analysen von Gadow/Pluto (2014) ab, die im Durchschnitt von etwa 13 jungen Menschen pro (Jugend-)Gruppe ausgehen. Die so gesehen vergleichsweise hohe Zahl von »Ausreißern« unter den für die Statistik gemeldeten Angeboten können aktuell nicht erklärt werden, sondern es können nur Vermutungen angestellt werden. Denkbar wäre, dass die Träger bei der Meldung aus pragmatischen Gründen mehrere Gruppenangebote zu einer Meldung zusammengefasst haben oder dass die seitens der amtlichen Statistik festgelegten Kriterien tatsächlich auf ein oder mehrere Gruppenangebotsformen mit größeren Teilnehmergruppen zutreffen. Letztendlich können aber nur weitere Analysen oder auch Rückmeldungen seitens der auskunftgebenden Träger hier Aufklärung bringen. Der überwiegende Teil der Gruppenangebote findet typischerweise 3 bis 4 Mal im Monat statt, also in etwa wöchentlich – ein plausibler Befund, der beispielsweise seitens einer Vollerhebung der Evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg für die gruppenbezogen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bestätigt wird (vgl. Ilg u.a. 2014, S. 88f.). Allerdings zeigt sich für die Hamburger Kinder- und Jugendarbeit, dass sich hier zumindest die in der Statistik erfassten Gruppen im Durchschnitt etwas häufiger als bundesweit treffen (vgl. Tab. 2).
Die gruppenbezogenen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit decken nicht nur eine breite Themenpalette ab, sondern verfolgen auch unterschiedliche Bildungsziele, wobei bei einigen eher informelle, bei anderen eher nonformale Facetten im Mittelpunkt stehen. Pro Angebot konnten bis zu drei thematische Schwerpunkte angegeben werden. Damit lassen sich zumindest Anhaltspunkte für die Leitthemen der Gruppen finden, auch wenn die Angaben der Vielfalt und Kreativität der Angebote nur begrenzt gerecht werden können. Jeweils der höchste Anteil der Nennungen entfällt für Deutschland insgesamt sowie die Hamburger Kinder- und Jugendarbeit auf spielbezogene Schwerpunkte, also so etwas wie beispielsweise Gruppen- oder Gesellschaftsspiele oder auch Outdoorgames. Für Deutschland folgen Themen aus Gesellschaft, Religion und Kultur sowie der Sport, während für Hamburg auf die sportbezogenen Angebote die zweithäufigsten Nennungen entfallen, gefolgt vom Bereich Kunst und Kultur. Die geringste Zahl der Nennungen entfällt für Deutschland insgesamt auf die Hausaufgaben- und Lernbetreuung, den Bereich Didaktik und Methodik oder auch auf die bewusste Nennung keines Schwerpunktes. Für Hamburg sind dies neben dem Bereich Didaktik und Methodik Rettungs- und Hilfstechniken sowie die Traditions- und Brauchtumspflege (vgl. Tab. 3).
Veranstaltungen und Projekte
Unter der Rubrik »Veranstaltungen und Projekte« werden mit Ferienfreizeiten, Fort- und Weiterbildungen, Projekten sowie Großveranstaltungen ganz unterschiedliche Angebotsformen erfasst (siehe methodische Hinweise IV). Eine Aufsummierung dieser Angebotsformen ist wenig aussagekräftig. Vielmehr sind auch hier differenzierte Betrachtungen notwendig (vgl. Tab. 4) – im Folgenden insbesondere für Freizeiten, Fort- und Weiterbildungen sowie themenzentrierte Projekte. Im Bereich Freizeiten und Ferienangeboten haben bundesweit die anerkannten Träger der Kinder- und Jugendhilfe im Jahr 2015 mehr als 30.000 Angebote für junge Menschen durchgeführt, z.B. Ferienfreizeiten, Stadtranderholungen oder auch Ferienspiele. Im Durchschnitt nahmen daran jeweils 45 Personen teil, in der Summe etwas mehr als 1,36 Mio. junge Menschen. Für Hamburg werden rund 700 Angebote mit etwa 25.600 Teilnehmenden erfasst, also im Durchschnitt pro Ferien(freizeit)angebot 36 junge Menschen (vgl. Tab. 4). Jeweils etwa 80 % dieser Angebote dauerten nicht länger als 10 Tage. Die bundesweit rund 26.000 Seminare sowie andere Angebote zur Aus-, Fort- und Weiterbildung – insbesondere auch für Ehrenamtliche bzw. freiwillig Engagierte (z.B. Juleica-Schulungen) – erreichten 2015 jeweils durchschnittlich 26 Teilnehmende, insgesamt rund 669.000 Personen. Aus den Hamburger Zahlen ergibt sich bei nicht ganz 530 Angeboten und rund 12.000 Teilnehmenden mit 23 Personen pro Bildungsmaßnahme ein etwas geringerer Mittelwert (vgl. Tab. 4).
Beide Ergebnisse sind anschlussfähig an andere empirische Untersuchungen: Auf der Basis der Daten von Ilg u.a. (2014, S. 139) zu Bildungsmaßnahmen der Evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg ergibt sich ebenfalls ein Durchschnittswert von 23 Teilnehmenden pro Angebot.

Die KJH-Statistik weist bundesweit 14.000 öffentlich geförderte themenzentrierte Projekte für die Kinder- und Jugendarbeit aus. Pro Angebot werden im Durchschnitt 51 Teilnehmende erfasst. Für Hamburg fällt dieser Mittelwert bei 220 Projekten mit 31 jungen Menschen pro Angebot erheblich niedriger aus, was an dieser Stelle zunächst nur einmal festgestellt, aber nicht erklärt werden kann (vgl. Tab. 4). Sowohl auf Bundesebene als auch für die Hansestadt Hamburg weist die Statistik bezogen auf die Dauer der Projekte aus, dass zwischen 70 % und 75 % der Angebote nicht länger als 5 Veranstaltungstage in Anspruch nehmen.

Fazit und Ausblick
Die amtliche Statistik zu den öffentlich geförderten Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit vermisst mit den nunmehr vorliegenden 2015er Ergebnissen flächendeckend die Landschaft dieses heterogenen Arbeitsfeldes. Das gilt keineswegs nur für die Bundesebene, sondern auch für Länder und – mit einigen Einschränkungen – auch für Kommunen. Mit der Neukonzeption eines Erfassungsinstrumentes, der erstmaligen Erhebung von Angeboten auf dieser Grundlage bis Anfang 2016 sowie der anstehenden Durchführung der nächsten Erhebung zum Berichtsjahr 2017 bis Anfang 2018 könnte eine empirische Dauerbeobachtung über eine trägerbezogene Angebotsstatistik begonnen haben. Zumindest aber können diese Angaben zu den öffentlich geförderten Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit eine Lücke in der Datenlage zur Kinder- und Jugendhilfe füllen. Bisherige Auswertungen und Einordnungen sind nur erste Schritte für weitere differenziertere Analysen – das gilt für Deutschland insgesamt genauso wie für die hier ebenfalls in den Blick genommenen Hamburger Ergebnisse. So ist zwar ein Anfang gemacht, aber es müssen erstens noch weitere Auswertungen zu Inhalten, Teilnehmenden und Strukturen (etwa zur Kooperation mit Schule) folgen sowie zweitens weitere Analysen zu regionalen Unterschieden noch anstehen. Und drittens fehlen noch weitere Einordnungen zu den Ergebnissen und deren Zustandekommen. Auswertungen zur aktuellen Studienlage für das Arbeitsfeld sowie Erfahrungsberichte über die Erhebungspraxis können solche wichtigen Referenzpunkte setzen. Kurzum: Es braucht nun nach der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse einer Angebotsstatistik durch die amtliche Statistik einen Fachdiskurs über die Statistik und ihre Aussagekraft, zumal die zweite Erhebung der Statistik für das Berichtsjahr 2017 zwar noch nicht in Hamburg, aber dafür schon in einigen anderen Ländern (z.B. Berlin oder Baden-Wür ttemberg) bereits begonnen hat.

Die Jugendverbände im Allgemeinen und die in Hamburg im Besonderen sollten aber aktuell die vorliegenden Zahlen auch dazu nutzen, ihre Angebote für junge Menschen sowie deren Reichweite und Qualität sichtbar zu machen. Hierfür können bei den Statistischen Landesämtern für das jeweilige Bundesland die so genannten »Standardtabellen« für die Statistik zu den Angeboten der Jugendarbeit angefragt werden, die auch Differenzierungen nach Trägergruppen – konkret für Jugendverbände – beinhalten. Die Jugendverbände sollten aber bei der Darstellung der Zahlen auch stets darauf hinweisen, dass über die Statistik aufgrund der Definition des Erhebungsbereichs (siehe methodische Hinweise I) nur ein Teil ihrer Angebote erfasst wird. Hierauf sollte beispielsweise bei der Arbeit mit Kinder- und Jugendgruppen hingewiesen werden, die u.a. durch das Kriterium der öffentlichen Förderung sicherlich nicht vollzählig dokumentiert werden kann.


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Literatur
• [AKJStat] Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (2014): Entwicklungslinien zu Strukturen, Angeboten und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe. Expertise für die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, Berlin.
• Deutscher Bundestag (2017): Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland – 15. Kinder- und Jugendbericht. Unterrichtung durch die Bundesregierung und Stellungnahme der Bundesregierung. Drucksache 18/11050, Berlin.
• Gadow, T. / Pluto, L. (2014): Jugendverbände im Spiegel der Forschung, in: M. Oechler, H. Schmidt (Hrsg.): Empirie der Kinder- und Jugendverbandsarbeit, Wiesbaden, S. 101-192.
• Ilg, W. / Heinzmann, G. / Cares, M. (Hrsg.) (2014): Jugend zählt. Ergebnisse, Herausforderungen und Perspektiven aus der Statistik
2013 zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg, Stuttgart.
• Pothmann, J. (2017): Kinder- und Jugendarbeit – ein erster Blick in die neue Statistik, in: KomDat Jugendhilfe, Heft 1, S. 7-11.
• Seckinger, M. / Pluto, L. / Peucker, C. / van Santen, E. v. (2016): Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Weinheim und Basel
2016.
• Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2017): Statistik der Kinder- und Jugendhilfe. Teil II.: Angebote der Jugendarbeit 2017. Erhebungsbogen. Online verfügbar unter https://www.stla.sachsen.de/download/Erhebungsboegen/2K_KJH_Teil2.pdf, 3.3.2017

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Methodische Hinweise I
Abgrenzung des Erhebungsbereichs: »Die Statistik erfasst alle während des Berichtsjahres von öffentlichen oder gemäß § 75 Absatz 1 oder Absatz 3 anerkannten freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe durchgeführten Angebote der Jugendarbeit gemäß § 11 SGB VIII, sofern diese pauschal oder maßnahmebezogen gefördert wurden oder der Angebotsträger eine öffentliche Förderung erhalten hat.« (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2017, Erhebungsbogen S. 1)

Methodische Hinweise II
»Unter Offene Angebote fallen beispielsweise Kinder- und Jugendzentren, -treffs, Halboffene/Offene Türen bzw. der ›OT-Bereich‹, pädagogisch betreute (Abenteuer-)Spielplätze, Spiel- oder Sportmobile oder aufsuchende Arbeit. Streetwork bzw. mobile Jugendarbeit als Teil der Jugendsozialarbeit (§ 13 SGB VIII) fällt nicht hierunter. (…) Unter offenen Angeboten sind solche mit einer Komm- und/oder Geh-Struktur zu verstehen, die im Grundsatz auf Dauer angelegt sind und keinen festen Teilnehmerkreis aufweisen. Die Teilnahme erfordert keine Mitglied-schaft und ist in aller Regel voraussetzungslos.« (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2017, Erhebungsbogen S. 4)
Stammbesucher/innen sind die jungen Menschen, »die regelmäßig über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten an bestimmten Öffnungstagen oder mehrmals in der Woche das offene Angebot besuchen.« (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2017, Erläuterungen S. 3)

Methodische Hinweise III
»Gruppenbezogene Angebote sind zum Beispiel regelmäßige Gruppenstunden und auf Dauer angelegte AG’s. Im Bereich der Kinder- und Jugendverbandsarbeit finden diese beispielsweise in Verbänden mit spezifischen Aktivitäten sowie in Verbänden mit wechselnden Aktivitäten statt. Hierzu gehören nicht Fortbildungsmaßnahmen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Sporttraining, der Konfirmanden- bzw. Firmunterricht oder auch Musikproben. Unter gruppenbezogenen Angeboten werden solche verstanden, die in regelmäßigen Abständen, d. h. mindestens einmal im Monat, in einem zeitlich begrenzten Rahmen (in Stunden) durchgeführt werden. (…) Gruppenbezogene Angebote sind anders als Projekte und Veranstaltungen nicht auf einen Zeitraum beschränkt, sie sind auf Dauer angelegt.
Als Teilnehmerinnen/Teilnehmer einer Gruppe gelten junge Menschen, die regelmäßig, d.h. an mindestens der Hälfte der Gruppentreffen, teilnehmen. Die Teilnehmerinnen/Teilnehmer sind in der Regel durch eine Beziehung zueinander (z. B. persönliches Zugehörigkeitsgefühl) und/ oder eine Verbindung zum Träger (z. B. formale Mitgliedschaft, Quasi-Mitgliedschaft) gekennzeichnet.« (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2017, Erhebungsbogen S. 4)
 
Methodische Hinweise IV
»Unter Veranstaltungen und Projekte fallen beispielsweise Ferienangebote (Freizeiten, Stadtranderholungen, Ferienspiele), Wochenendfahrten, Seminare, Juleica-Ausbildungen und Juleica-Fortbildungen und andere (Weiter-) Bildungsmaßnahmen, Feste, Konzerte, Angebote im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Weltkindertag, Tag der offenen Tür) und themenzentrierte Projekte (z. B. Umweltwoche) oder auch Diskussionsveranstaltungen. Ferner gehören hierzu Angebote der internationalen Jugendarbeit.
Unter Veranstaltungen und Projekten werden hier Angebote, die auf einen Zeitraum festgelegt sind, gefasst; der Anfang und das Ende sind bekannt. (…) Die Dauer kann wenige Stunden (mindestens 3 Stunden), aber auch mehrere Veranstaltungstage umfassen (mit oder ohne Übernachtung) und muss sich nicht auf einen zusammenhängenden Zeitraum beziehen. (…) Veranstaltungen und Projekte sind eigenständige Angebote gegenüber der alltäglichen Arbeit in gruppenbezogenen und offenen Angeboten.« (Statistische Ämter des Bundes und der Länder
2017, Erhebungsbogen S. 4)


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Fußnoten 1 Der nachfolgende Beitrag basiert auf einem Artikel des Autors in »KomDat Jugendhilfe« (vgl. Pothmann 2017) – einer regelmäßig erscheinenden Publikation der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik im Forschungsverbund DJI/TU Dortmund (www.akjstat.tu-dortmund.de). Zur besseren Einordnung der Ergebnisse beinhalten die separat hervorgehobenen Textboxen wichtige methodische Hinweise. 2 Dabei wird rechnerisch angenommen, dass ein junger Mensch nur einmal bei einem offenen Angebot pro Jahr als Stammbesucher/in gezählt worden ist.