Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2013, Rubrik Titelthema

Trinkwasser zur Handelsware?

Kirsten Püttjer über »Fremde Wasser« von Wolfgang Schorlau

Mein Tipp? Wolfgang Schorlau! Eigentlich sollte man alle Krimis von ihm lesen, denn jedes seiner Bücher basiert auf einer wahren Geschichte, die er mit einer klugen und spannenden Krimihandlung kombiniert. Den dritten Fall seines Privatermittlers Georg Dengler mit dem Titel »Fremde Wasser« sollte man aber unbedingt lesen – also, eigentlich sollte er Pflichtlektüre für jeden Bürger sein, denn dieses Buch handelt vom Kampf um unser wichtigstes Lebensmittel: das Wasser.
Schorlau unterteilt sein 271 Seiten umfassendes Buch in drei Teile und in 64 knackig kurze Kapitel. Das ist großartig, denn es führt dazu, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legt und schnell noch ein Kapitel liest, und noch eins und noch eins… Schorlau stellt in den ersten Kapiteln Geschichten nebeneinander, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. So beginnt »Fremde Wasser« mit dem Auftritt einer Politikerin, die zusammenbricht und stirbt, bevor sie ihre Rede im Plenarsaal halten kann. Ihre Großmutter, die den kolportierten Herztod ihrer Enkelin anzweifelt, erteilt Dengler den Auftrag zu ermitteln, ein Arzt versteckt Beweismaterial im Internet und auf der Aktionärsversammlung des VED Konzerns wird der Vorsitzende Stefan Crommschröder mit kritischen Fragen konfrontiert. Schon bald verdichten sich diese parallelen Geschichten, der Leser folgt den Protagonisten in Wirtschaft und Politik und erfährt dabei, was Menschen für ihren persönlichen Vorteil tun und wie viel sie dafür riskieren.
»Fremde Wasser« macht deutlich, wie gefährlich politische Entscheidungen für uns alle sein können, wenn wir bedenkenlos alles der Gewinnmaximierung unterstellen und das Allgemeingut Trinkwasser zur Handelsware börsendotierter Unternehmen machen. Also, loslaufen, Buch kaufen und lesen – es lohnt sich!

Buch: Wolfgang Schorlau, Fremde Wasser – Denglers dritter Fall, Kiepenheuer und Witsch, Köln 2006

Kirsten Püttjer schreibt gemeinsam mit ihrem Mann Volker Bleeck Krimis. Ihr neuestes Buch »Das letzte Hemd« erschien im Oktober 2012 im Emons Verlag.