Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2009, Rubrik Titelthema

Engagement über das Betriebstor hinaus

Interview mit Daniela Schrott, Personalreferentin des Hamburger Chemieunternehmens Lehmann & Voss & Co. (LuV), über das gesellschaftliche Engagement der Hamburger Firma und ihrer Mitarbeiter

punktum: Viele Firmen, die als Mäzen kulturelle oder soziale Institutionen fördern, nutzen ihr Engagement gerade auch für einen positiven »Imagetransfer« für ihre Produkte. D.h.: sie machen durch eine ausgewählte Förderung imageträchtiger Einrichtungen zugleich auch Werbung für sich selbst. Warum denkt da LuV anders?
Daniela Schrott: Ganz einfach: Unser gesellschaftliches Engagement hat uns kein Unternehmensberater anempfohlen, sondern entstand durch unsere Mitarbeiter selbst. Quasi als Fortentwicklung unseres Firmenprofils, das auf Nachhaltigkeit setzt. Wir sind ein erfolgreiches Unternehmen und zugleich der Auffassung, dass wir einen Teil unseres materiellen Erfolgs an die Gesellschaft zurückgeben sollten.

?: Wie kam die Sache ins Rollen?
D. S.: Mitte 2006 wurde das Projekt »LuV Hilft!« durch eine Gruppe von drei Mitarbeitern und durch Unterstützung eines unserer Inhaber ins Leben gerufen.
Die Wechselwirkung zwischen beruflichem Einsatz und privatem Ausgleich ist heutzutage in aller Munde. »Work-Life-Balance« ist gut und wichtig. Vergessen wird dabei aber oft, dass der soziale Bereich immer mehr aus der Balance gerät. Wir meinen, dass es an der Zeit ist, selbst soziales Engagement zu zeigen. Das bedeutet, nicht nur zu reden, sondern aktiv da einzugreifen, wo Hilfe dringend benötigt wird. Als Hamburger Unternehmen möchte LuV daher einen kleinen Beitrag leisten, soziales Ungleichgewicht hier vor Ort wieder in die Balance zu bringen.

?: Für welche Projekte engagiert sich LuV?
D. S.: Wir haben Einrichtungen in Hamburg ausgewählt, in denen sozial schwache Menschen Hilfe bekommen. Unsere Hilfe wird für jeden sichtbar und spürbar. Wir haben diese Projekte ausgesucht, weil sie, wie wir meinen, gut zu unserer Firmenphilosophie passen. Konkret unterstützen wir den »Hamburger Mitternachtsbus«, die »Alimaus«, sodann das Projekt »Anstiften! 50 Impulse für Hamburg« und sind weiterhin unterstützend sowie finanziell beteiligt bei der Konzeption eines Pflege- und Wohnheims für Obdachlose der Diakonie Hamburg.

?: Wie engagiert sich Ihr Unternehmen für diese Projekte?
D. S.: LuV unterstützt die Projekte in zweifacher Hinsicht: Erstens mit finanziellem Einsatz und zweitens mit Herzenswärme, das heißt mit persönlichem Engagement unserer Mitarbeiter. LuV möchte allen Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, Initiative zu zeigen und soziale Verantwortung zu übernehmen. So fahren einige unserer Mitarbeiter selbst ehrenamtlich bei den Touren des Mitternachtsbusses mit. Über das Engagement in den Projekten sehen sie die Welt einmal mit den Augen anderer Menschen. Das hilft auch Vorurteile abzubauen.
Weiterhin führen wir Spendenaktionen für die Projekte bei LuV durch und können so einen Teil des Bedarfes von Kleidung, über Toiletten- und Hygieneartikel, Isomatten bis hin zu Spielzeug und Kinderbekleidung bereitstellen.

?: Wirkt das freiwillige Engagement Ihrer Mitarbeiter auch in den Betrieb zurück?
D. S.: Die Mitarbeiter sind stolz auf »ihre« LuV-Hilfsprojekte und darauf, dass sich das Unternehmen auch sozial engagiert. Die Belegschaft freut sich, hier schnell, problemlos und vor allem ganz konkret helfen zu können. Die Mitarbeiter sind sicher, dass die Hilfe auch da ankommt, wo sie wirklich gebraucht wird.

?: Wie fördern Sie das Engagement Ihrer Mitarbeiter?
D. S.: Zuerst durch Vorleben unserer Werte aus dem LuV-Leitbild im Betrieb selber. Weiterhin werden alle Aktivitäten von »LuV Hilft!« auf einer eigenen Seite im Intranet veröffentlicht und laufend aktualisiert, so dass jeder Mitarbeiter sich hier informieren kann.
Das hat dann im Laufe der Jahre eine Eigendynamik entwickelt: Durch die Beteiligung zunächst einzelner Mitarbeiter und die im Intranet veröffentlichten Erlebnisberichte sowie durch die Spendenaktionen haben unsere Projekte innerbetrieblich immer weitere Kreise gezogen. Inzwischen engagieren sich immer mehr Mitarbeiter eigeninitiativ als Ehrenamtliche zum Beispiel beim Mitternachtsbus.

(Das Gespräch führte Jürgen Garbers)