Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2010, Rubrik Titelthema

Back to the roots

150 Jugendliche des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) zelten zwischen Tradition und Moderne

Von Jannik Fischer, Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder

In der Pfadfinderarbeit hat sich innerhalb von über hundert Jahren viel geändert. Doch wie jede Organisation haben die Pfadfinder Wurzeln, zu denen sie gerne hin und wieder zurückkehren und versuchen Tradition und Moderne zu einer interessanten Mischung zu verbinden. Genau dies sollte auf dem Pfingstlager des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus dem Bezirk Harburg (Eißendorf, Finkenwerder, Kirchdorf, Neugraben und Sinstorf) geschehen.

Traditionell trifft man sich auf dem Bargkamp, einem schon lange bestehenden schönen Lagerplatz an der Seeve zwischen einer Kuhweide auf der einen und einem Wald auf der anderen Seite. Nach dem Zeltaufbau erinnert die Wiese schnell an ein eigenes Dorf mit großen Versammlungszelten, die aus mehreren Jurten zusammengebaut wurden, und vielen einzelnen Schlafzelten, den Kohten. Diese Zelte gehören zum traditionellen Gut der Pfadfinder. Die Technik, diese Zelte gekonnt und schnell aufzubauen, wird durch »Learning by Doing« statt einer Anleitung im Ikea-Stil weiter gegeben. Es wird geknüpft, geknotet und abgespannt, bis ein Zelt steht, das jeden Wind und Regen abhält. Insgesamt über 150 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus den fünf Pfadfinderstämmen aus Harburg haben sich versammelt, um gemeinsam ein schönes Wochenende in der Natur zu verbringen.

Roots. Am nächsten Tag beginnen wir, das Neue mit Altem zu verbinden. Das neue Stufenkonzept des VCP, das vier Stufen – Wölflings-, Jungpfadfinder-, Pfadfinder- und Ranger-Rover-Stufe – vorsieht, soll in die Workshops eingebaut werden. Die Workshops laufen unter dem Thema »Back to the Roots«. Durch neu entwic-kelte Arbeitsweisen und Methoden werden, mal spielerisch und mal anspruchsvoll, die Programme für die vier Pfadfinderstufen angeboten. So hat jeder seinem Alter entsprechend Spaß und lernt neue Pfadfindertechniken oder frischt Bekanntes auf. Die Workshops bieten Techniken wie Knoten machen (und wieder lösen), sich mit Karte und Kompass zurecht finden, Waldläuferzeichen lesen und legen, Holz für ein Feuer hacken, um dann das Feuer aufzubauen und auch zu entzünden, und vieles mehr an.

Natürlich darf bei dem sonnigen Wetter die Erfrischung in der Seeve nicht fehlen, und so springen am Nachmittag die Kinder in die eiskalte Seeve, um sich selbst und auch die vorbeifahrenden Kanufahrer mit einer kleinen Dusche zu erfrischen. Nach dem Abendessen wird es ruhiger im Lager, die Dämmerung kommt, der Nebel steigt auf: Die Zeit für Besinnung und Ruhe, für Aufnahmen ist gekommen. Die Aufnahmen ist ein wichtiger traditioneller Teil der Pfadfinderschaft. Mit einer Zeremonie werden Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die neu bei den Pfadfindern sind oder eine Stufe älter geworden sind, mit einem Versprechen in die weltweite Pfadfindergemeinschaft aufgenommen und bekommen ihr Halstuch. Durch dieses Versprechen sind alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder verbunden, ein weiterer wichtiger Teil der Wurzeln der Pfadfinder. Die Aufnahmen mit Versprechen sind eine weltweit gelebte Pfadfindertradition.

Erschöpft aber glücklich – und der ein oder andere auch mit einem neuen Halstuch – legen sich schließlich 150 Pfadfinderinnen und Pfadfinder in ihre Zelten. Manche schlafen wegen des schönen Sternenhimmels sogar unter freiem Himmel in ihrem Schlafsack.

Olympiade. Am nächsten Tag steht der gesamte Nachmittag, nachdem die Workshops abgeschlossen wurden, unter dem Motto Spielen! Denn auch das Spiel nimmt in der Pfadfinderbewegung eine wichtige Rolle ein und darf aktiv von Groß und Klein gelebt werden. Statt zu büffeln, heißt es hier, spielerisch lernen und soziale Kompetenzen entwickeln. Um bei dem Wetter möglichst oft eine Erfrischung zu bekommen, sind viele Wasserspiele in eine Spieleolympiade eingebaut, bei der nun alle Stufen zusammen sich ergänzen müssen, um in ihrer gemischten Mannschaft aus alt und jung möglichst gut abzuschneiden. Doch dabei sein ist alles, schließlich geht es um Spiel und Spaß (und eine kleine Abkühlung durch die Wasserspiele).

Nachdem der Sieger durch Punkte (und der Sieger der Herzen) feststeht, folgt abends ein traditioneller bunter Abend, mit dem jede Pfadfinderfahrt endet. Hierbei kommt man wirklich wieder zurück zu den Wurzeln des Pfadfinderseins. Es wird zusammen am Lagerfeuer gesessen, Lieder zur Gitarre gesungen und Tschai, ein würziges Teegetränk mit Früchten getrunken.

So oder so ähnlich endet traditionell wirklich jede Pfadfinderfahrt – mal mit lauten Liedern, mal mit leisem Gesang, mal mit großem Feuer, mal mit flackernder Glut –, jedoch immer mit dem Gefühl, etwas Besonderes gemeinsam erlebt zu haben.


Info:

Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
Profil:
Der VCP ist ein Zusammenschluss von evangelischen Mädchen und Jungen und dabei zugleich offen für konfessionell anders- bzw. nicht gebundene Jugendliche. Der VCP Land Hamburg hat rund 1.100 Mitglieder, verteilt auf 21 Ortsgruppen (»Stämme«) in Hamburg und im Umland. Die Arbeit findet vorrangig in den Gruppen vor Ort statt. Bei Interesse kann das Landesbüro Kontakt zu den Ortsgruppen herstellen.
Kontakt: VCP Land Hamburg | Güntherstraße 34 | 22087 Hamburg | Tel.: (040) 319 58 18 | info@remove-this.vcp-hamburg.de
Infos: www.vcp-hamburg.de