Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 4-2020, Rubrik Nachrichten

Buchvorstellung: Die AfD und die Jugend

Wie die Rechtsaußenpartei die Jugend- und Bildungspolitik verändern will

Welches Bild hat die Rechtsaußenpartei AfD von der Jugend? Und vor allem: Welche jugendpolitischen Vorstellungen würde die AfD durchsetzen wollen, wenn sie die politische Macht dazu hätte? Ein Blick in ihr Parteiprogramm verschafft kaum Erkenntnisse. Von Jugend ist dort nur am Rande die Rede, so etwa bei der vermeintlich »gravierenden Problematik jugendlicher Intensivtäter«. Programmatische Aussagen zur Jugendpolitik fehlen gänzlich. Wer jedoch beispielsweise das Progammkapitel zu »Kultur, Sprache und Identität« und darin die Aussagen zur »Deutschen Leitkultur statt Multikulturalismus« durchliest, mag im Umkehrschluss erahnen, welche Bilder und Gedanken die AfD auch der Jugend auszutreiben gedenkt.

Dieser Umkehrschluss täuscht nicht. In der kürzlich erschienenen Publikation »Die AfD und die Jugend« von Hafeneger et al. haben die Autoren über 700 öffentlich zugängliche parlamentarische Interventionen – Kleine und Große Anfragen, Anträge und Aktuelle Stunden – der AfD aus allen sechzehn Landtagen und dem Deutschen Bundestag zu den Themen Jugend und Jugendpolitik systematisch ausgewertet und Muster der Interventionen herausgearbeitet. Ihr Befund: »Die Muster und Varianten sind allesamt rechte Interventionen und Versuche der Einflussnahme auf die Landes- und Bundespolitik, die zeigen, dass die AfD die entwickelte und etablierte, plurale und engagierte, offene und tolerante, demokratiebewusste und eine kritisch-normative Ausrichtung der Jugendpolitik/-förderung sowie Jugendhilfe/-arbeit mit ihren vielen demokratisch-emanzipatorischen Arbeitsfeldern und Handlungsbereichen sowie Akteursgruppen infrage stellt; sie werden angefragt, abgelehnt, bekämpft und sollen abgeschafft werden.« Dabei können Muster der parlamentarischen AfD-Interventionen identifiziert werden: »Ein zentrales Merkmal ist, dass die AfD in vielen Bereichen immer wieder Frageverknüpfungen zu jungen Migranten, ›Ausländern‹ und jungen Geflüchteten herstellt, und damit eines ihrer ideologischen Identitätszentren bedient. Sie sind die zentrale Zielgruppe, die von der AfD als gesellschaftliche Problemgruppe und ›Gefahr‹ mit Fragen zu den Kosten, der schulischen und Ausbildungsförderung, der Kriminalität und Gewalt, der Altersfeststellung, zum Extremismus oder den Kinderehen thematisiert und identifiziert wird. Der implizite Rassismus und die Abwertung sowie Ausgrenzung von jugendlichen Gruppen (wie auch ganzer Bevölkerungsgruppen) ist hier das zentrale Narrativ, das in den fragenden Formulierungen und den Begründungen durchscheint.«

Info: Benno Hafeneger, Hannah Jestädt, Moritz Schwerthelm, Nils Schuhmacher, Gillian Zimmermann: Die AfD und die Jugend. Wie die Rechtsaußenpartei die Jugend- und Bildungspolitik verändern will. Wochenschau Verlag, Frankfurt a. M. 2021, www.wochenschau-verlag.de