Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2019, Rubrik Titelthema

»Politische Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit ist notwendiger denn je«

Der Appell des 15. Kinder- und Jugendbericht zur Neugestaltung politischer Bildung im Jugendalter

Von Gunda Voigts, Hannover

Die Sachverständigenkommission des 15. Kinder- und Jugendberichts (15. KJB) fordert eine Neugestaltung der politischen Bildung im Jugendalter. Sie tritt mit dem Slogan »Jugend ermöglichen« dafür ein, junge Menschen als Ko-Produzenten der Zukunft zu akzeptieren und ihnen entsprechende gesellschaftliche Gestaltungsräume verbindlich zu eröffnen. Den institutionellen Gefügen des Aufwachsens wird dabei eine besondere Verantwortung zugewiesen. Eingefordert wird ein in ihnen »verankertes verbindliches Konzept einer politischen Bildung im Jugendalter, das – neben der Aneignung von Wissen – zu einer eigenen Positionsfindung und zu demokratischer Handlungskompetenz beiträgt« (Deutscher Bundestag 2017: 471). Politische Bildung sei »zu bedeutsam, als dass sie eher zufällig, sporadisch […] aufgegriffen werde« (ebd.).

In diesem Kontext findet sich im 15. KJB eine Auseinandersetzung mit der Rolle von Kinder- und Jugendarbeit als Handlungsfeld politischer Bildung im Jugendalter. Das Fazit ist dabei auch für Jugendverbände nicht nur schmeichelhaft: Wenn ihnen einerseits auch zugestanden wird, nach wie vor für das Jugendalter ein wichtiger »Ort der eigenen Interessenfindung und der Selbstpositionierung für gesellschaftliche und individuelle Belange [zu sein] […] und – leichter als Schule – politische Bildung in den Kontext der Alltagswelten Jugendlicher [zu] stellen und mit ihnen gemeinsam [zu] gestalten« (Deutscher Bundestag 2017: 67), wird anderseits resümiert, dass politische Bildung nicht mehr in der Intensität stattfinde wie früher. Vielmehr sei notwendig, dass Kinder- und Jugendarbeit »das Politische ihrer eigenen Arbeit und die Notwendigkeit zu politischer Bildung neu erkennt und entsprechende Ideen und Angebote der aktiven Beteiligung und des handelnden Engagements« (ebd.) entwickele.

So findet sich in Kapitel 6 des Berichtes, welches auf mehr als 60 Seiten die »Kinder- und Jugendarbeit im gesellschaftlichen Wandel« empirisch vermisst und konzeptionell in aktuellen Spannungsfeldern wie Anforderungen zu verorten sucht, ein Unterkapitel mit dem Titel »Politische Bildung als alte Herausforderung in neuen Kontexten« (Kapitel 6.6.6). Zum Einstieg wird Kinder- und Jugendarbeit hier mit ihren »vielfältige[n] Gelegenheitsstrukturen für Lern- und Bildungsprozesse im Jugendalter« (Deutscher Bundestag 2017: 424) gewürdigt, zugleich aber dafür kritisiert, dass politische Bildung »dabei nur sehr am Rande« (ebd.) vorkomme. Es wird darauf Bezug genommen, dass politische Bildung derzeit weder in Fachdiskussionen des Arbeitsfeldes noch in Forschung oder den geführten Zertifizierungsdebatten eine erkennbare wesentliche Bedeutung einnehme. Die Berichtskommission zeigt sich von dieser Analyse selbst überrascht, da andererseits in den Selbstverständigungsdiskursen der Praxis intensiv auf diesen Punkt Bezug genommen werde. Das Schlagwort der »lebendigen Werkstätten der Demokratie« (DBJR 2004: 3) im Jugendverbandskontext sei ein Beispiel dafür, ebenso wie die vielzitierten Ausführungen von Sturzenhecker (2013: 439) zur offenen Kinder- und Jugendarbeit. Er definiert die »Aufgabe der Kinder- und Jugendarbeit […] als politische Bildung« (ebd.) per se, indem er auf §11 SGB VIII mit dem Ziel der Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Mitverantwortung verweist.

Die Sachverständigenkommission des 15. KJB führt hingegen aus, dass für sie »weitgehend ungeklärt« bleibe, welche Rolle den vielfältigen Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit in der politischen Bildung zukomme und inwiefern bzw. unter welche Bedingungen sie ein besonderer Ort politischer Bildung sein könne. Das programmatische Selbstverständnis, dass Kinder- und Jugendarbeit automatisch Ort politischer Bildung sei, lässt sich für sie zumindest empirisch nur schwer unterfüttern – ebenso wie die Behauptung des Gegenteils. Es sei angemerkt, dass dieses Problem kein Alleinstellungsmerkmal des Themas »Politische Bildung« ist, sondern die Schreibenden des Kapitels zur Kinder- und Jugendarbeit häufiger herausforderte (Voigts 2017a).

Stellt der 15. KJB die Kinder- und Jugendarbeit und so auch Jugendverbände als Orte politischer Bildung mit diesen Aussagen grundsätzlich in Frage Es sei deutlich geantwortet: Nein, dieses Ziel verfolgt er nicht. Vielmehr sucht er nach Gründen der mitunter Nicht-Erkennbarkeit politischer Bildung nach außen wie in innerfachlichen Diskursen, nach aktuellen Herausforderungen und neuen, notwendigen Akzenten politischer Bildung in der Vielfalt der Kinder- und Jugendarbeit. Seine Zielrichtung ist die stärkere Aufwertung politischer Bildung im Jugendalter – nicht nur, aber auch in der Kinder- und Jugendarbeit.

Einen Zugang bildet dabei die Auseinandersetzung mit dem »Konzept« politischer Bildung oder – anders gesprochen – dem, was politische Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit eigentlich sei. Im 15. Kinder- und Jugendbericht werden drei Varianten beschrieben (Deutscher Bundestag 2017: 424f.) – und zugleich benannt, dass diese unterschiedlichen Herangehensweisen das Profil undeutlich erscheinen lassen:

Variante I: Politische Bildung wird nahezu gleichgesetzt mit Kinder- und Jugendarbeit. Bezug wird dabei auf Abs. 1 des §11 SGB VIII genommen. In dieser Argumentation »wird politische Bildung als integrales und selbstverständliches Moment der Praxis der Kinder- und Jugendarbeit verstanden, gleichsam als politisch-demokratische Sozialisation nebenbei« (Deutscher Bundestag 2017: 424), die durch Befähigung zur Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Mitverantwortung und den Bezug zum sozialen Engagement entstehe.

Variante II: Politische Bildung versteht sich hier als Wissensvermittlung im Bereich Politik in vielfältigen methodischen und thematischen Ausprägungen, z.B. in der Auseinandersetzung mit der UN-Kinderrechtskonvention, arbeitsweltbezogen Angeboten, Schulungen zur Mitbestimmung oder auch Informationen zu demokratischen Verfahren und Strukturen sowie politischen Fragen vielerlei Art von der kommunalen Ebene bis zur Weltpolitik.

Variante III: Angebote, »innerhalb deren sich Jugendliche in einem engeren Sinne politisch engagieren, sei es gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Muslimfeindlichkeit, sei es für Demokratie und Vielfalt in jeder Hinsicht, Toleranz und gegenseitigen Respekt, sei es für den Erhalt der Natur und gegen Umweltverschmutzung« (Deutscher Bundestag 2017: 425) werden als politische Bildung charakterisiert. Dieses Engagement ist Teil der Organisation von und der Angebote für Jugendliche/n in der Kinder- und Jugendarbeit.

In Folge dieser drei Varianten bleibe eine Bilanz uneindeutig, was sich im folgenden Zitat aus dem 15. KJB gut widerspiegelt: »Angesichts dieser Heterogenität von Konzepten und Akteuren und fehlenden belastbaren empirischen Überblicksdaten, lassen sich derzeit keine allgemeinen Aussagen über bevorzugte Ansätze und Arbeitsformen sowie thematische Schwerpunkte und vor allem gesamtgesellschaftliche Wirkungen machen. Während die einen unausgeschöpfte Potenziale erkennen, beklagen andere eine weitgehende Entpolitisierung der Fachpraxis der Kinder- und Jugendarbeit und sehen zudem ein vermeintliches Desinteresse junger Menschen. Während die einen Kinder- und Jugendbreit als Ganzes als einen Ort der politischen Bildung verstehen, diagnostizieren die anderen ein Zurückdrängen der politischen Bildung auf überschaubare Inseln.« (Deutscher Bundestag 2017: 425)

Der 15. Kinder- und Jugendbericht bleibt aber nicht bei dieser Analyse stehen. Vielmehr wird ein »Bedarf an politischer Bildung im Jugend- und jungen Erwachsenenalter« (ebd.) herausgestellt. Ausgangspunkte dafür sind drei zentrale Herausforderungen:
• Erstens die Gestaltung der »Zukunft der Demokratie in einer komplexen und (ökonomisch und kulturell) global vernetzen Gesellschaft« (ebd.), gekoppelt mit dem Ziel, Räume der Partizipation, Mitgestaltung und Verantwortungsübernahme für junge Menschen zu schaffen.
• Zweitens die Konsequenzen und Wirkungen der »Digitalisierung von Gesellschaft und Arbeit« (Deutscher Bundestag 2017: 426) inklusive der damit verbundenen beschleunigten, verdichteten und vielfältiger gewordenen Kommunikationsprozesse.
• Drittens die »Entwicklung der Gesellschaft zu einer Einwanderungsgesellschaft« (ebd.) und der daran gebundenen Verantwortung und Aufgabe, »Teilhabe, Respekt und Solidarität in einer offenen Gesellschaft der Vielfalt praktisch werden zu lassen« (ebd.).

Die Förderung von Partizipation und Teilhabe im Jugendalter sieht die Berichtskommission als einen wichtigen Aspekt des Umgangs mit den drei genannten Herausforderungen. Nur so könne eine »reflexive, erfahrungs- und alltagsbezogene Auseinandersetzung« (ebd.) mit »Grundlagen und zentralen Werten einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft« (ebd.) vermittelt und vor allem erlebt werden. Kinder- und Jugendarbeit wird in diesem Kontext als ein wichtiges Handlungsfeld gesehen, in dem auch durch aufsuchende Formate Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus erreicht werden könnten, wenn denn Kinder- und Jugendarbeit »das Politische ihrer eigenen Arbeit und die Notwendigkeit zu politischer Bildung neu und deutlicher erkennen und reflektieren« (ebd.) ließe.

Im 15. KJB findet sich klar formuliert, dass Kinder- und Jugendarbeit ein immens wichtiger Ermöglichungsraum des Erfahrens und Lebens von Demokratie im Jugendalter ist. Sie wird als »anders und wirksamer als die herkömmliche Schule« (Deutscher Bundestag 2017: 481) angesehen, da sie mit ihrer Vielfalt jungen Menschen Raum gebe, sich gemeinsam zu positionieren, zu verhalten, zu diskutieren und zu reflektieren. Sie ermögliche Erfahrungen von »Verantwortungsübernahme, Mitbestimmung und Lernen in Ernstsituationen« (Deutscher Bundestag 2017: 482), welche als zentrale Bausteine einer politischen Bildung im Jugendalter gesehen werden. Eines betont der 15. Kinder- und Jugendbericht dabei aber sehr deutlich: »Dies alles ist nur zu bewältigen, wenn dafür die institutionellen Rahmenbedingungen und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.« (Deutscher Bundestag 2017: 426)

Um die Stoßrichtung des 15. Kinder- und Jugendberichts richtig zu verstehen, ist es notwendig, die Forderung, dass politische Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit notwendiger denn je sei (Deutscher Bundestag 2017: 67), im Kontext des Gesamtberichtes zu rahmen. Politische Bildung im Jugendalter kann in der Herangehensweise der Sachverständigenkommission nur durch die umfassende »Ermöglichung von Jugend« in unserer Gesellschaft geschehen. Demokratie sei nichts Selbstverständliches, sie entstehe nicht von selbst. Jugendlichen müssen die Gelegenheiten gegeben werden, sich als ernstgenommene Gestalter/innen von Zukunft zu erfahren. »Jugend ermöglichen« bedeutet in diesem Verständnis insbesondere in den ihnen durch die Gesellschaft zugewiesenen Institutionen – wie z.B. (Ganztags-)Schule, Hochschule, Ausbildungsstätten, aber auch Kinder- und Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit oder anderen sozialen Diensten und öffentlichen Einrichtungen – Gelegenheiten der Verantwortungsübernahme und »Gestaltungsmacht« zu geben (Voigts 2017b).

Das Credo des 15. Kinder- und Jugendberichts ist überdeutlich formuliert, z.B. wenn es im Abschlusskapitel mit der Überschrift »Jugend ermöglichen – Plädoyer für eine neue Jugendorientierung« (Deutscher Bundestag 2017: 461ff) lautet: »Das institutionelle Gefüge des Aufwachsens und die verschiedenen Ebenen der Politik müssen sich daher daran messen lassen, inwieweit sie eine zivilgesellschaftliche Beteiligung ermöglichen.« (Deutscher Bundestag 2017: 473) Das »Beteiligung ermöglichen« erfordert zugleich die klare Ausrichtung auf tatsächliche Optionen der Einflussnahme (Deutscher Bundestag 2017: 474). Auch ist daran gekoppelt, dass junge Menschen Freiräume im Sinne von Auszeiten, Rückzugs- und Erprobungsräumen frei von Leistungszwang, Leistungsdruck und Fremdbestimmung zugestanden werden (Deutscher Bundestag 2017: 50). Die Sachverständigenkommission positioniert sich sehr deutlich: Ausgangspunkt aller politische Debatten über die Neugestaltung der politischen Bildung im Jugendalter sollte es aus ihrer Sicht sein, Jugend »als jene Generation mit zukunftsrelevanter gesellschaftlicher Gestaltungs- und Verantwortungskraft zu verstehen« (Deutscher Bundestag 2017: 473). Konkret heißt das: »Junge Menschen dabei zu unterstützen, Demokraten zu werden und auch Solidarität mit ihren Anliegen zu erfahren, ist daher eine wichtige Aufgabe der Institutionen, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen« (Schäfer 2017: 32).

Die Gedanken des 15. Kinder- und Jugendberichts haben sich inzwischen in zahlreichen Fachdebatten weitergezogen. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe hat beispielsweise das Positionspapier »Politische Bildung junger Menschen – ein zentraler Auftrag für die Jugendarbeit« (agj 2017) verabschiedet. Darin sind Prüffragen veröffentlicht, die den Weg zu einer noch stärken Nutzung der Potentiale von Kinder- und Jugendarbeit für junge Menschen weisen (Abb. 1).

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Abb. 1: Prüffragen für die Realisierung von politischer Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit (agj 2017)
• Stehen ausreichende Fördermittel für die gezielte Weiterentwicklung derjenigen Aspekte der Jugendarbeit, die zur politischen Bildung Jugendlicher beitragen, bereit?
• Gibt es auf der Ebene der staatlichen Akteure und Akteurinnen Konzepte zur Weiterentwicklung von politischer Bildung in der Jugendarbeit?
• Findet die Aufgabe, politische Bildungsprozesse Jugendlicher im Rahmen der Jugendarbeit zu stärken, im notwendigen Umfang Berücksichtigung in Fortbildungskonzepten?
• Werden die Prinzipien der Beteiligung und Mitbestimmung junger Menschen umfassend und wirkungsvoll in den Angeboten der Jugendarbeit angewandt?
• Ist die Methodik der Partizipation von Anfang bis Ende (von der Planung bis zur Durchführung von Angeboten) gewährleistet?
• Wird in diesen Prozessen von Trägern und Fachkräften Macht abgegeben und mit den Jugendlichen geteilt?
• Stehen tatsächlich die Interessen und Bedarfe junger Menschen im Fokus oder dominieren übergeordnete Interessen an Bildungsförderung und Herstellung gesellschaftlicher Passfähigkeit?
• Tragen die Akteure und Akteurinnen auf allen Ebenen (bei staatlichen Stellen und freien Trägern) ausreichend dazu bei, jungen Menschen Handlungsoptionen zu eröffnen, und begleiten sie diese achtsam in der Umsetzung?
• Zielen die Formate und Angebote der politischen Bildung auf die Herstellung von Selbstermächtigung?

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Das Bundesjugendkuratorium hat das Thesenpapier »Demokratie braucht alle. Thesen zu aktuellen Herausforderungen und zur Notwendigkeit von Demokratiebildung« (BJK 2017) veröffentlicht, in dem es die Position des 15. KJB, dass »Demokratie […] nur erlernt werden [kann], wenn sie auch gelebt wird« (BJK 2017a: 2) unterstützend betont. Benannt wird auch hier die Vielfalt der Kinder- und Jugendarbeit, die einen »breiten Raum zur Aneignung und praktischen Umsetzung demokratischer Prozesse« (BJK 2017a: 3) biete, was aber zugleich eine fortwährende reflektierende Ebene verlange (s.a. BJK 2017b).

Deutlich geworden ist, dass eine neue Debatte über die wichtige Rolle politischer Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit bereits begonnen hat und der 15. KJB dafür »viele gute Anregungen« (Widmaier 2017: 329) bietet. Im Horizont sein muss dabei, was Hafeneger auf den Punkt formuliert hat: Politische Bildung ist eine »Daueraufgabe ohne Anlass« (Hafeneger 2019: 62). Dies nicht aus dem Blick zu verlieren, ist der wesentliche Appell des 15. Kinder- und Jugendberichts. Dass dafür mit Blick auf das Jugendalter die Aufforderung viel größer ist als die Zuschiebung von politischen Aufträgen an Träger der Kinder- und Jugendarbeit, wird im 15. KJB ausführlich erläutert. Die Sachverständigenkommission formuliert die »Aufforderung zu einem grundlegend neuen gesellschaftlichen Dialog über die Frage, wie Jugend zu Beginn des 21. Jahrhunderts ermöglicht werden kann« (Deutscher Bundestag 2017: 461). Die überwiegend als Leistungsschau inszenierte Stellungnahme der Bundesregierung im 15. Kinder- und Jugendbericht kann für diesen Weg nicht allzu fröhlich stimmen (auch Lindner 2017). Dass der Deutsche Bundesjugendring entgegen seiner sonstigen Praxis darauf verzichtet hat, eine Stellungnahme zum 15. Kinder- und Jugendbericht zu veröffentlichen, verwundert. Der Stellungnahme des Bundesrates (Bundesrat 2017) sollte hingegen in den Fachdebatten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden – ebenso wie der Expertise des Bundesausschuss politische Bildung (bap 2017), der die Anregungen des 15. KJB für die politische Jugendbildung weiterentwickelt.

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Literatur
Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendarbeit (agj) (2017): Politische Bildung junger Menschen – ein zentraler Auftrag für die Jugendarbeit. Positionspapier. Berlin.
Bundesausschuss politische Bildung (bap): Jugend ermöglichen – politische Jugendbildung weiterentwickeln. Anregungen des 15. Kinder- und Jugendberichts für die politische Jugendbildung. Wuppertal.
Bundesjugendkuratorium (bjk) (2017a): Demokratie braucht alle. Thesen zur aktuellen Herausforderung und zur Notwendigkeit von Demokratiebildung. Berlin.
Bundesjugendkuratorium (bjk) (2017b): Kinder- und Jugendarbeit stärken. Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums. Berlin.
Bundesrat (2017): Beschluss des Bundesrates. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland – 15. Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung zum 15. Kinder- und Jugendbericht. Beschluss 115/2017. Berlin.
Deutscher Bundesjugendring (DBJR) (2004): Jugendpolitisches Eckpunktepapier: Jugend braucht Gestaltungsmacht. 77. Vollversammlung, 03./04. 12. 2004 in Bremen. Berlin.
Deutscher Bundestag (2017): 15. Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Berlin.
Hafeneger, Benno (2019) : Politische Bildung in Krisenzeiten – im Spannungsfeld von Feuerwehr, Prävention, Aufklärung und Kritik. In: deutsche jugend, 67. Jg., H. 2, S. 55-63
Lindner, Werner (2017): Der 15. Kinder- und Jugendbericht – mehr als ein leeres Alibi? Wenn auf Worte keine Taten folgen. In: Sozial extra 3/2017, S. 50-52
Schäfer, Klaus (2017): »Demokratie braucht Bildung«. Ein Interview mit Staatssekretär a.D. Professor Klaus Schäfer geführt von Uta Hofele. In: DJI Impulse, Nr. 115, S. 31-33
Sturzenhecker, Benedikt (2013): Politische Bildung konkret. In: Deinet, Ulrich und Sturzenhecker, Benedikt (Hrsg.): Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. 4., über. U. aktual. Ausgabe. Wiesbaden, S. 439-444.
Voigts, Gunda (2017a): Wohin geht´s mit der Kinder- und Jugendarbeit? Zusammenfassung empirischer Trends, Spannungsfelder, Entgrenzungen und Perspektiven der Kinder- und Jugendarbeit im 15. Kinder- und Jugendbericht. In: deutsche jugend, 65. Jg., H. 7-8, S. 303-315.
Voigts, Gunda (2017b): Beteiligung – eine Machtfrage. In: DJI Impulse, Nr. 115, S. 28-30.
Widmaier, Benedikt (2017): Wachsende Bedeutung der politischen Bildung? Anmerkungen zum 15. Kinder- und Jugendbericht. In: deutsche jugend, 65. Jg., H. 7-8, S. 324-330