Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 1-2015, Rubrik Kommentar

Nabelschau?

punktum erhebt den Anspruch, Themen auf das Tableau zu heben, die aus jugendpolitischer Sicht aktuell sind. Sei es der Rechtspopulismus, den wir vor der Bürgerschaftswahl kritisch durchleuchteten, oder aber die wachsende Kinderarmut in einer vorangegangenen Ausgabe.
Umso mehr mag es erstaunen, wenn sich dieses Heft mit dem Landesjugendring selbst als Akteur beschäftigt. Eine Nabelschau? Und damit für Außenstehende oder selbst für Akteure in den vielen Jugendverbänden Hamburgs uninteressant?

Vieles ist bei uns in Bewegung. Auf zahlreichen Ebenen wird der Landesjugendring als Interessenvertretung der Hamburger Jugendverbände und Jugendlichen gefordert – oder aber aufgefordert, selbst Positionen zu beziehen und Anstöße zu liefern. Ob dies an einer wachsenden Bedeutung des Landesjugendrings liegt oder nur einhergeht mit der gestiegenen Anzahl an Themen, die Jugendliche berühren, können und wollen wir nicht beurteilen. In jedem Falle können wir so an vielen brisanten Themen und der Meinungsbildung mitwirken und diese beeinflussen.

Dabei stellen wir fest, dass dieses Engagement auch den Landesjugendring, seine Rolle und die Zusammenarbeit mit den Jugendverbänden beeinflusst und verändert. Das Projekt der interkulturellen Öffnung der Jugendverbandsarbeit ist nur ein Beispiel für Wandlungsprozesse. Aus unserem langjährigen Eintreten für ein Wahlrecht für 16- und 17-Jährige, das mit der jüngsten Bürgerschaftswahl endlich politische Realität ist, folgt nun die Herausforderung, politische Bildung gerade auch für diese Altersgruppe weiterzuentwickeln. Die gemeinsame Aktion von Jugendverbänden zum internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus ist für den Landesjugendring bedeutsam, da er mit den Alternativen Stadtrundfahrten historisch-politische Bildungsarbeit betreibt. Und schließlich zeigt das neu entwickelte Zeugnisbeiblatt für ehrenamtliches Engagement von Schülern/innen, dass unser Eintreten für den Erhalt und Ausbau der Rahmenbedingungen für Jugendverbandsarbeit und für Freiräume von jungen Menschen erfolgreich sein kann, wenn wir Impulse aufgreifen und diese Ideen gemeinsam voranbringen. All diese Projekte zeigen die Lebendigkeit unserer Szene, bedeuten aber auch Herausforderungen für das Zusammenspiel von Jugendverbänden untereinander und mit dem Landesjugendring.

Daher ist es nur richtig, in dieser punktum-Ausgabe diese Projekte in den Mittelpunkt zu stellen und dabei beispielhaft zu zeigen, welches Potenzial Jugendverbandsarbeit in Kooperation vieler Akteure entfalten kann. Also keine Nabelschau, sondern eine themenorientierte Analyse. Wir erheben dabei ausdrücklich nicht den Anspruch, programmatische Antworten zu liefern oder am Ende eine Conclusio zu erstellen : Dies sei der Landesjugendring heute. Wir möchten lediglich zum Nachdenken anregen und vielleicht auch manche überkommene Vorstellung über unsere Arbeit endgültig aus der Welt schaffen.

Benedikt Alder, LJR-Vorsitzender