Landesjugendring Hamburg e.V.
Heft 2-2012, Rubrik Titelthema

Wegweisend

Doris Ansje Köster (18) und Frauke Eggers (17) über neue Wege, junge Leute anzusprechen

Ihr habt in der Arbeitsgruppe Wegweiser mitgemacht?

Doris: Ja, heute hatten wir ein Gespräch mit einem Fachmann für das Fußgängerleitsystem. Das ist ja doch sehr bürokratisch. Da muss man die Wege so wählen, dass sie auch für Rollstuhlfahrer zu benutzen sind, dass Leute nicht gegen die Schilder laufen, dass der Weg in sich schlüssig und alles miteinander verknüpft ist. Wir hatten schon auf die Höhe der Schilder geachtet und auf Vandalismus. Und jetzt hat Herr Böhm von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation uns das alles zusätzlich erklärt.

Wie habt ihr denn die Orte ausgewählt, zu denen die Wegweiser führen sollen?

Doris: Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Orte zu nehmen, die eine nationalsozialistische Geschichte haben, aber als solche heute nicht mehr erkennbar sind. Da konnten wir auf die DVD zurückgreifen, die dem Ausstellungskatalog schon beiliegt.

Warum wolltest du an dem Projekt teilnehmen, Frauke?

Frauke: Ich fand es interessant zu sehen, wie eine Gedenkstätte entsteht. Man sieht ja im Prinzip immer nur das fertige Produkt, und man ahnt nicht, wie viel man bedenken muss. Zum Beispiel die vielen Vorschriften. Und dann ist das Thema natürlich wichtig: Denn es gibt viele Jugendliche, die es auf die leichte Schulter nehmen und sagen: »Na ja, ist ja Generationen her. Wir können eh nichts mehr dran ändern.«

Wer wird denn in die Ausstellung kommen?

Doris: Wahrscheinlich werden die Leute hingehen, die die Meinung der Ausstellung teilen. Aber ich habe die Hoffnung, dass irgendein Mitläufer der Neonazis das Gefühl hat, dass er sich das mal angucken muss. Aber garantieren kann ich’s nicht.

Muss man als Austellungsmacher/in nicht versuchen, sich in die Menschen hineinzudenken, die man erreichen will?

Frauke: Wir versuchen ja durch unser HipHop-Lied, durch verschiedene Wegweiser oder durch den mobilen Stand verschiedene Menschen einfach zu mobilisieren, die zum Beispiel nach Hamburg kommen und nicht wissen, dass es die Gedenkstätte gibt. Man kann ja nicht einfach an der Tür klingeln und sagen: Jetzt kommen Sie doch mal mit dahin.